Wohnmobilreise Cevennen und Ardèche – ein Aktivurlaub in Südfrankreich
Ein außergewöhnliches Reiseziel, das alles bietet, was das Herz eines Outdoor-Aktivurlaubers begehrt, sind die Cevennen – ein Karstgebirge mit steilen Schluchten und Hochebenen im französischen Zentralmassiv – sowie daran angrenzend die Region Ardèche. Wandern, Mountainbiken, Klettern und natürlich Kajaken sind die Sportarten, für die man hier perfekte Reviere vorfindet.
Cevennen? Nie gehört, bis… ja, bis ich in einem Magazin einen Bericht über eine Kajaktour am Tarn im französischen Zentralmassiv in den Cevennen gelesen hatte. Der Zufall wollte es, dass unser Freund Axel fast zum gleichen Zeitpunkt auf diese Region aufmerksam wurde. So beschlossen wir, eine Wohnmobilreise in die Cevennen und die Ardèche zu planen.
Im Fokus stand dabei vor allem die Befahrung des Tarn und der Ardèche mit unserem aufblasbaren Kajak (wir) bzw. Kanu (Axel). Zwischen diesen Tagen am Wasser wollten wir Wanderungen und MTB-Touren unternehmen – ein richtiger Aktivurlaub also!
Die beste Reisezeit
Die optimale Reisezeit für diese Vorhaben ist im Frühsommer, da die Flüsse zu diesem Zeitpunkt noch genügend Wasser führen und die großen Touristenströme noch nicht eingesetzt haben. Beide Regionen sind bei Franzosen sehr beliebt und auch deutsche Urlauber beginnen, diese zu entdecken. Im Mai waren die Campingplätze noch weitgehend leer, nur an Wochenenden mussten wir uns die Flüsse und Wanderwege mit einigen Ausflugstouristen teilen.
Die Region weist aber derart viele Campingplätze, Kanuverleiher und Freizeitsportanbieter auf, dass vermutlich auch in der Hauptsaison jeder einen Platz bzw. ein Boot findet. Der Aspekt der unberührten Natur geht so freilich unter. Dafür ist Action angesagt und Familien mit Kindern wird sicher nicht langweilig. Die Flussabschnitte, die von den kommerziellen Kanuverleihern bedient werden, sind übrigens – ausgenommen bei Hochwasser – familientauglich und mit einigen Einschränkungen trotz niedriger Wasserführung mit den robusten Hartplastikkanus auch im Hochsommer befahrbar.
Apropos Campingplätze: Üblicherweise stehen wir gerne frei, vor allem in der Nebensaison. Die Gebiete um die großen Schluchten sind jedoch als Naturschutzgebiete ausgewiesen, Campieren außerhalb von gekennzeichneten Plätzen ist ausnahmslos und dezidiert verboten. Da es an den schönsten Stellen entlang der Flüsse zahlreiche und auch einfache, naturnahe Campingplätze gibt, kamen wir nichtmal in Versuchung, das Verbot zu missachten. Wir haben außerdem beobachtet, dass die Gendarmerie Wohnmobilisten strafte, die offensichtlich auf einem Parkplatz übernachtet haben (Rollos in den Morgenstunden verschlossen, jedoch kein anderweitiges Campingverhalten). Man scheint also in dieser Region sehr streng zu sein, anders als zB in der Bretagne, wo wir vielerorts auf Strandparkplätzen etc. übernachteten.
Tipps für die Reiseplanung
Die Anreise von Oberösterreich über die Schweiz beträgt circa 1440 km bzw. 13 Stunden. Aufgrund der Distanz stellt diese Region für Österreicher kein alltägliches Reiseziel dar und wir investierten daher doch einige Zeit in die Reiseplanung.
Dabei behilflich waren uns folgende Unterlagen und Bücher:
Der Outdoor Kompass ARDÈCHE* von Kajakguru Alfons Zaunhuber war maßgeschneidert für unseren Urlaub. Er beschreibt 23 Touren mit dem Kanu sowie Radtouren und Wanderungen, enthält aber auch Tipps für Kletterer, Wildwasser-Kajaken und Canyoning im Flüssedreieck Ardèche, Beaume, Chassezac. Eine Top-Empfehlung!
Leider gibt es für die Tarn-Region kein gleichwertiges Buch. Bereits daran erkennt man, dass diese Tarn-Region touristisch noch weniger entwickelt ist. Im Buch „Gorges du Tarn, Cevennen“ von Uli Fings* sind aber einige schöne Wanderungen beschrieben, auch eine Übersichtskarte für die Flusswanderung mit dem Kanu mit Hinweisen zu Wehren und Stromschnellen findet sich in diesem Wanderführer.
Der kompakte Reiseführer von Dumont direkt, Ardèche, Tarn und Cevennen*, gibt einen Überblick über die Region, deren Sehenswürdigkeiten, Ortschaften, Spezialitäten etc.
Eine brauchbare Flussbeschreibung des Tarn liefert die Website kajaktour.de.
Axel hatte zusätzlich noch den Kanuführer des DKV „Südfrankreich/Korsika“* im Gepäck, der alle in Frage kommenden Flüsse wirklich aufs Ausführlichste beschreibt.
Mithilfe der „River-App“ (iTunes oder Google Store) haben wir uns informiert, ob die Pegelstände der Flüsse unserem Können entsprachen bzw. ausreichend waren, was eher die entscheidenden Frage im Mai 2023 darstellte.
Für die Flusswanderungen haben wir bereits zuhause die wichtigsten Seiten und Übersichtskarten aus den Büchern vergrößert kopiert und mithilfe eines günstigen Lamiergerätes* verschweisst, um diese im Boot problemlos mitführen zu können.
Zweimal Schlucht und trotzdem völlig anders
Die beiden Regionen ähneln sich zwar hinsichtlich ihrer Topografie, da beide Flüsse tiefe, eindrucksvolle Schluchten in das Kalkgestein gegraben haben. Trotzdem unterscheiden sich die beiden Schluchten von Ardèche und Tarn grundlegend:
Die Gorges de l’Ardèche führt zwischen Vallon-Pont-d’Arc und Sauze durch ein Gebiet, das mit dem Auto nicht zugänglich ist. Man teilt sich die Natur in der Nebensaison also nur mit zahlreichen Reihern, Greifvögeln und anderen Wasserbewohnern. Das Kalkgestein ist hell, fast weiß und nimmt bizarre Gestalten und Formen an.
Die Gorges du Tarn wird zum Großteil von einer Straße begleitet, wodurch man zwar nicht das Gefühl hat, in völliger Abgeschiedenheit zu wandeln. Was sie aber nicht minder sehenswert macht, sind die charmanten Dörfer aus Stein, die mit den schroff abfallenden Felsklippen fast zu einer Einheit verwachsen sind und mittelalterlichen Charme versprühen. Die Region Tarn wirkt bergiger, wilder und noch weniger touristisch als die Region Ardèche, die ein mediterranes Klima und dementsprechende Vegetation aufweist.
Wer nur begrenzt Zeit für eine Reise in die Cevennen und die Ardèche aufbringen kann, dem würden wir raten, am Tarn unbedingt die Orte Castelbouc, St. Chely und St. Enemie zu besuchen, am Ardèche ein Kanu zu leihen (falls kein eigenes Boot vorhanden ist) und entweder nur die Mini-Descente (Länge 4 km) oder die gesamte Schlucht (30 km) zu fahren. Einen Zwischenstopp wert ist auch der Chassezac, da die Kajaktour an diesem Fluss auch für Anfänger mit Kindern gut zu bewältigen und landschaftlich sehenswert ist.
Wetter und Bekleidungstipps
Da bei einem Aktivurlaub dem Thema Wetter und Ausrüstung ein hoher Stellenwert zukommt, hier ein paar Bekleidungstipps.
Für unseren zweiwöchigen Urlaub Ende Mai war das Wetter eher wechselhaft und gewittrig gemeldet, mit Temperaturen zwischen 12 und 21 Grad. Tatsächlich hatten wir nur zwei Regentage und da wir in der ersten, kühleren Woche die mildere Region Ardèche ansteuerten, waren die Temperaturen in beiden Wochen um die 20 Grad und bei Sonnenschein darüber. Die Wassertemperatur betrug an der Ardèche angenehme 19-20 Grad, am Tarn rund 17 Grad.
Als Ausrüstung für die Bootstouren hatte ich einen Neopren Long-Jane* mit Neo-Jacke* mit und Günther einen Neopren-Shorty. Axel war härter im Nehmen und packte seinen Long-John nicht aus. Die weitere Ausrüstung fürs Paddeln haben wir in den entsprechenden Beiträgen beschrieben.
Für die Radtouren reichten kurze Shorts bzw. für mich eine dreiviertel Hose, Kurzarmshirt mit Ärmlingen, sowie eine Kurzarm-Windjacke*. Die Regen-Überhosen* (Drop Pants) wären am Regentag von Nutzen gewesen, allerdings hatten wir diese im Bus vergessen.
Zum Wandern taten Wanderhosen mit abnehmbaren Beinen*, Kurzarm-Shirts, Sweater, sowie die Kurzarm-Windjacken vom Radfahren gute Dienste.
An den beiden Regentagen legten wir unsere Goretex-Regenjacken* an.
Ich erwartete kühle Abende wie bei unserem Bretagne-Urlaub, aber es wirkte trotz ähnlicher Temperaturen deutlich milder, als an der oft windigen Küste. Somit packte ich meinen 3-in-1-Outdoor-Mantel* mit Fleecefutter nur an einem einzigen Abend am Tarn aus. An den restlichen Abenden fanden wir mit Jogger (wärmere Qualität) kombiniert mit ärmelloser Primaloft-Jacke* das Auslangen.
Essen wie Gott in Frankreich?
Die Erfahrung, die wir bei unserem Bretagne-Urlaub gemacht hatten, wiederholte sich auch im französischen Zentralmassiv: es heißt zwar „Essen wie Gott in Frankreich“, aber in den ländlichen Regionen sind die Restaurants rar gesät. Die wenigen, die es gibt, halten sich ziemlich streng an die tradierten mitteleuropäischen Essenzeiten, so dass man am frühen Nachmittag oder nach 20 Uhr am Abend kaum in einem Restaurant etwas zu essen bekommt.
Dazu kommt noch, dass sich die Campingplätze meist etwas außerhalb der Ortschaften befinden. Wenn man nach der Aktivität „nach Hause kommt“, freut es einen nach dem Duschen eigentlich nicht, die Zelte erneut abzubrechen, sprich einen Bus wieder startklar zu machen, um ein Restaurant zu anzusteuern. Also waren wir wieder hauptsächlich als Selbstversorger unterwegs: Es gab Fleisch oder Fisch am Skotti-Grill zubereitet oder Pasta bzw. Gnocchi aus unserer Camper-Küche.
Wenn man von der Region Gorges du Tarn absieht, findet man überall Supermärkte und Spezialitätengeschäfte, wo man sich eindecken kann. Die meisten Campingplätze bieten Brötchenservice an. Die Region hat guten Käse sowie salamiähnliche Würste zu bieten. Die Kuchen mit Nuss, Maroni und Pistazien aus den Patisserien und Bäckereien sind eine kleine Sünde wert und sorgen dafür, dass man die verbrauchten Kalorien relativ rasch wieder auffüllt.
„Unsere“ Campingplätze und Aktivitäten
In der folgenden interaktiven Karte haben wir die sowohl die Campingplätze eingezeichnet als auch unsere Outdooraktivitäten. Die Symbole sind klickbar und zum jeweiligen Blog-Artikel verlinkt, in dem wir euch von den Touren und der Umgebung berichten.
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Folgende Bootstouren haben uns begeistert:
- Ardèche in 2 Etappen ausgehend von unserem Basecamp, dem Camping de l’Ile bei Vallon-Pont-d’Arc (zum Bericht)
- Von Vallon-Pont-d’Arc bis Sauze (30 km, ca. 5:30 h)
- von Lanas bis Vallon-Pont-d’Arc (28 km, 5:20 h)
- Chassezac von der Brücke von „Le Pont de Fer“ in der Nähe von Chassagnes bis zur Brücke „Pont de Maisonneuve“ (14 km, 3 h) zum Bericht
- Tarn in 3 Etappen (zum Bericht):
- Von Florac, ausgehend vom Campingplatz „Val des Cevennes“ bis zur zu umtragenden, niedrigen Brücke bei Blajoux (22 km, 3:19)
- Von Blajoux bis zum Campingplatz „Le Gabitou“ in der Nähe von Hautrives (20 km, 3:30)
- Vom Campingplatz „Le Gabitou“ bis zur unfahrbaren Passage bei Pas de Soucy (12 km, 2 h)
Das waren unsere Mountainbike- bzw. Radtouren:
- Mountainbiketour zum Rocher de Sampzon und zum verlassenen Bergdorf Chastelas (43 km, 3:50) zum Bericht
- Radtour auf einem Teilstück der Via Ardèche (alte Bahnstrecke, die jetzt ein Radweg ist) in der Nähe von Vogüe (46 km, 3:19 h) zum Bericht
- Mountainbiketour durch teilweise unwegsames Gebiet von Florac auf die Hochebene Causse de Can de Ferrieres (40 km, 4 h, 600 hm) zum Bericht
Zur Abwechslung und „Entspannung“ waren wir auch wandern. Beide Regionen, vor allem die Cevennen, sind Wanderparadiese mit Wanderungen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade – von Schluchtenwanderungen mit Flussdurchquerungen, über seilgesicherte Steige bis hin zu familientauglichen Eselwanderungen auf dem sogenannten Stevenson-Weg. Das Wandern stellte jedoch für uns nur einen Nebenschauplatz dar – folgende kurze Wanderungen haben wir gemacht:
- Wanderung über der Schlucht von LaBeaume (7 km, 2:20 h) zum Bericht
- Wanderung im Märchenwald Bois de Paiolive mit Ausblicken auf die Schlucht des Chassezac (6 km, 1 h) zum Bericht
- Kurze, aber steile Wanderung rund um Castelbouc mit Ausblick auf das „Felsendorf“ und den Tarn (3,8 km, 1 h, 310 hm) zum Bericht
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Vielen Dank für die sehr interessanten Beschreibungen! 👍😃
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VG Heike
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