Mit dem Camper an den Iseosee – für Genießer und Aktive

Der Lago d’Iseo, der Iseosee, liegt westlich des Gardasees und ist bis auf das südliche Ende komplett in bergige Landschaft eingebettet. Das türkisblaue Wasser und die Monte Isola, die größte Insel in einem europäischen Binnensee, die vom Künstler Christo 2016 temporär durch Floating Piers mit dem Festland verbunden wurde, sind das Markenzeichen des Iseosee. Zahlreiche Campingplätze bezeugen, dass Camper gerne an den Iseosee fahren. Trotzdem ist er nicht ganz so überlaufen wie der Gardasee, wenn man von Mitte August, der Ferragosto, absieht, die von vielen Norditalienern am Lago d’Iseo verbracht wird.

Üblicherweise statten wir dem Gardasee jedes Jahr einen Besuch ab, um danach unsere italienischen Freunde im Vallecamonica zu besuchen. Den Iseosee kannten wir bis dato nur vom Vorbeifahren und einer kurzen Rast. Diese Lücke in unserer Reiselandkarte wollten wir heuer schließen. Als Ausgangspunkt für unseren dreitägigen Aufenthalt mit dem Camper am Iseosee hatten wir uns Camping Cave ausgesucht, einen Platz an der Ostseite des Iseosee auf der in den See ragenden Halbinsel Pilzone gegenüber der Seeinsel Monte Isola.

Camping Cave am Iseosee

Die Campingplätze auf Pilzone haben den Vorteil, dass die den See umlaufende Hauptstraße nicht direkt an ihnen vorbeiführt. Wir haben die in Frage kommenden Campingplätze 2 Monate vor unserem geplanten Aufenthalt, der, da es uns nicht anders möglich war, justament auf den 15. bis 19. August (Ferragosto) fiel, kontaktiert. Die beiden Betreiber von Camping Cave, Angelo und Claudia haben am raschesten und freundlichsten geantwortet, daher fiel unsere Wahl auf diesen Platz, was wir nicht bereut haben.

Aufgrund unserer eher kurzfristigen Reservierung und der Tatsache, dass wir zu viert unterwegs waren, also einen großen Platz für Bulli und Zelt brauchten, ergatterten wir keinen der Plätze direkt am See. Für kleine Busse oder Zelte gibt es jedoch sehr charmante Plätzchen direkt am Ufer ganz unten am nördlichsten Zipfel des Campingplatzes. Wir standen diesmal zwei Reihen oberhalb des Sanitärhauses, hatten keinen Seeblick, aber dafür zumindest ein bisschen Baumschatten, was angesichts der herrschenden Hitzewelle ein wichtiger Punkt war.

Mit dem SUP zum Privat-Strand

Der Strand des Campingplatzes, ein Grünstreifen mit befestigtem Stufenabgang zum See bot eine schöne Aussicht auf das gegenüberliegende Seeufer und etwas weiter rechts auf die Monte Isola.

Leider war er an diesen Tagen ziemlich überfüllt, da der Platz von Familien mit Kindern belegt war. Wir hatten jedoch ein SUP und ein Schlauchboot dabei und sind zu einer danebenliegenden Schotterbucht gerudert, die zu Fuß kaum erreichbar war. An diesem Platz haben wir im Schatten einige wundervolle lauschige Stunden verbracht und sind erst im Licht der untergehenden Sonne zu unserem Bus zurückgerudert.

Der Iseosee eignet sich perfekt zum Stand Up Paddling, da er nicht windig ist, wie der Gardasee und somit wenig Wellengang aufweist. Kein Vorteil ohne Nachteil: man findet im Internet zwar Hinweise, wonach das Windsurfen am Iseosee möglich sein soll, aber als wir dort waren, herrschte Flaute. Vielleicht ist es bei bestimmten Witterungsverhältnissen möglich, zu kiten bzw. zu surfen.

Stürmischer See bei Gewitter

Apropos Wetter: Am Abend des 15. August, kurz nach dem Ferragosto-Feuerwer, das uns gratis serviert wurde, zog ein mächtiges Gewitter auf, das das Antlitz des Sees komplett wandelte. Die hohen Wellen schlugen heftig gegen das betonbewehrte Ufer und verursachten ein lautes Geräusch. Mit einem Mal waren wir ganz froh, unseren Stellplatz weiter oben zu haben.

Abendgestaltung

Zweimal am Abend sind wir im Restaurant direkt am Campingplatz (Pizza, Pasta, Fisch) eingekehrt, erstens weil es in fussläufiger Umgebung kaum andere Alternativen gab, zweitens weil das Essen in Ordnung und die Bedienung freundlich war.

An einem Abend sind wir mit dem Auto nach Iseo gefahren, um dort direkt an der langen, schmalen Seepromenade (wie ein Steg) essen zu gehen. Iseo wäre auch mit dem Rad erreichbar, aber wir fanden es mit dem Auto bequemer.

Radfahren am Iseosee

Während unseres Aufenthalts haben wir zwei Radtouren unternommen:

  • Eine Umrundung der Monte Isola inkl. Überfahrt von Sulzano auf die Insel mit dem Boot und Fahrradmitnahme (Tickets vor Ort am Ticketschalter). Mit rund 26 km ist dies eine eher kurze Tour, die man verlängern könnte, indem man zur Kirche auf dem Berg hinauffährt. Diese Bergwertung bzw. MTB-Tour zum Aussichtspunkt wollten wir uns bei der Hitze aber nicht antun.
  • Tour entlang des Ostufers bis Pisogne. Der Radweg verläuft auf der alten, stillgelegten Küstenstraße, die malerisch durch Tunnels und in aussichtsreichen Kurven entlang des Sees führt, ca. 36 km und 2:40 Stunden.

Für beide Touren gilt, dass man bis nach Sulzano leider auf der Hauptstraße fahren muss. Der Radweg rund um den Iseosee gilt als einer der schönten Italiens, allerdings führt er auf Abschnitten auf der in der Hauptsaison stark befahrenen Hauptstraße. Der Abschnitt bis Pisogne jedoch verläuft – bis auf das Stück bis Sulzano – gänzlich am Radweg.

Gerne senden wir die GPX-Daten unserer beiden Touren – einfach Kommentar dalassen!

Auf halben Weg nach Pisogne, in der Ortschaft Marone führt eine Bergstraße zu den Piramidi di Zone, imposanten Erdpyramiden, die man im Zuge eines rund einstündigen Rundwanderweges oder einer MTB-Tour besichtigen kann.

Weitere Vorschläge für Aktivitäten

Es gäbe eine Vielzahl weiterer Aktivitäten und Besichtigungsmöglichkeiten für Urlauber bzw. Camper am Iseosee, die wir uns als Option vorgemerkt, jedoch aufgrund der Hitze gestrichen hatten. Südlich des Iseosee grenzt das Weinanbaugebiet Franciacorta an, in dem nach der Champagnermethode gekeltert wird. Eine Verkostung bei einem der Weingüter, z. B. Ca del Bosco, Berlucchi, das Bioweingut Barone Pizzini, Bersi Selini (würde sich mit einer Radtour verbinden lassen) oder Corte Fusia (Tipp aus dem Fastaff-Magazin). Weiters besteht die Möglichkeit die Franciacorta per Rad zu erkunden oder auf dem Radweg bis nach Bergamo zu fahren. Auch die Stadt Brescia ist nicht weit.

Zu viele Möglichkeiten für vier Tage, vor allem während einer hochsommerlichen Hitzewelle! Daher gibt es einige Gründe für uns, bald wieder zum mit dem Camper an den Iseosee zu kommen!

Ausflugstipp: Valle Camonica

Wie eingangs erwähnt war unser Aufenthalt am Iseosee nur eine der Stationen unserer Italienreise 2023. Danach fuhren wir ins Valle Camonica (auch Valcamonica), um unsere Freunde zu besuchen, die in Cividate Camuno wohnen. Diese hatten eine besondere Idee für uns auf Lager: alljährlich im August wird das Bergdorf Bienno zum Künstlerdorf: rund 200 Künstler aus ganz Italien stellen ihre Werke – Skulpturen, Bilder, Schmuck aber auch Gebrauchs- und Dekorationsgegenstände – aus. Eine absolute Top-Empfehlung, für die man einen Nachmittag und einen Abend oder zwei Abende einplanen sollte, wenn man alle Stände, die über das ganze Dorf verteilt sind, sehen will. Bienno wird aus diesem Anlass von seinen Bewohnern hübsch herausgeputzt – auch lokales Streetfood wird geboten – und ist alleine schon deshalb einen Besuch wert!

Nachdem wir von unseren Freunden in Cividate 2 Tage lang verwöhnt worden waren und gefühlt 3 Kilo schwerer waren, fuhren wir vom Valcamonica nach Navene an den nördlichen Gardasee weiter. Da wir es vermeiden wollten, in der Hochsaison den Gardasee zu umrunden, fuhren wir über den Passo Crocedomini (SP669). Eine atemberaubende Strecke! Die einspurige Straße verlangt dem Fahrer einiges ab. Es ist erstaunlich, in welchen Höhen in Italien Straßen angelegt werden! In Österreich wäre dies maximal ein Güterweg, der für die Versorgung von Berghütten zum Verkehr freigegeben wird und keine Landesstraße. Mit dem Bulli bzw. PKW ist die Strecke bei vorausschauender, konzentrierter Fahrweise und einigen extrem engen Passiermanövern fahrbar, für größere Wohnmobile jedoch absolut nicht zu empfehlen.

Nach der Bergwertung zweigt man vor dem Idrosee Richtung Ledrosee (ebenfalls einen Besuch wert, viele MTB-Touren) ab und gelangt zum Gardasee. Dabei passiert man den Ort Storo – die Heimat des besten Maisgrieses für Polenta (Tipp unserer Freunde und es stimmt!). Bella Italia, du bist aus so vielen Gründen unser Lieblingsreiseland, in das wir immer zurückkehren!

Ausrüstungstipps für diese Reise:

Am Campingplatz:

Transport:

Platzsparendes Geschirr:

Weitere Ausrüstungstipps inklusive Bebilderung fürs Camping und die platzsparende Camperküche in unserem Blog!

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