Touren mit dem Kajak auf der Ardèche (Südfrankreich)

Eine Tour mit dem Kajak auf der Ardèche stellt für viele Paddler ein „Must-have-done“ dar. Die Ardèche-Schlucht bzw. Gorges de l’Ardèche zwischen Vallon-Pont-d-Arc und Sauze ist daher im Hochsommer ein vielbesuchtes Reiseziel. In der Vorsaison Mitte Mai hatten wir die Schlucht mit ihrem Wahrzeichen, dem Felsbogen, aber fast ganz für uns. Flussaufwärts hat die Ardéche ebenfalls landschaftliche Reize sowie einige Wehre mit rasanten Bootsrutschen zu bieten.

Daher haben wir die Ardèche in zwei 2 Etappen ausgehend von unserem Basecamp, dem Camping de l’Ile bei Vallon-Pont-d’Arc befahren:

  1. von Vallon-Pont-d’Arc bis Sauze (30 km, ca. 5:30 h) = Gorges de l‘Ardèche
  2. von Lanas bis Vallon-Pont-d’Arc (28 km, 5:20 h)
Am Tag vor dem Abenteuer im Camping de l’Ile (links auf der Böschung stehen die Wohnmobile)
Unser Basecamp

Wir kamen am späten Nachmittag am Camping de l’Ile an und bezogen unseren Stellplatz in der ersten Reihe. Bei untergehender Sonne und Blick auf den Fluss stimmten wir uns beim Abendessen auf das Kajak-Abenteuer Ardèche ein.

Auch im Frühsommer: eher niedriger Wasserstand

Der Pegel der Ardèche bei Vallon betrug während unseres Aufenthalts -81 (ja korrekt: minus!). Wir hatten uns als Reisezeit ja den Mai auch deshalb ausgesucht, weil erstens noch nicht Hochsaison war und zweitens die Pegelstände – im Gegensatz zum Herbst – für ein vollständiges Befahren der Ardèche ausreichen sollten. Trotzdem sind wir einige Male aufgesessen und mussten mehrmals auch aussteigen, um diese Stellen zu überwinden. Unsere robusten aufblasbaren Kautschukboote von Grabner (Axels Kanu) bzw. unser Gumotex Seawave* haben diese Manöver aber gut und ohne nennenswerte Kratzer überstanden. Eine Befahrung im Hochsommer oder Herbst ist – außer nach starken Regenfällen – sicherlich nur auf einigen Teilstücken bzw. in den robusten Plastikbooten der Vermieter möglich.

Zur Vorbereitung auf alle Paddeltouren in der Region Ardèche empfiehlt sich die Lektüre des Outdoor Kompass ARDÈCHE* von Alfons Zaunhuber. Er beschreibt 23 Touren mit dem Paddelboot sowie Radtouren und Wanderungen, enthält aber auch Tipps für Kletterer, Wildwasser-Kajaken und Canyoning im Flüssedreieck Ardèche, Beaume, Chassezac.

Die Ardèche mit eigenem Boot oder ein Boot mieten

Gleich am ersten Tag nach unserer Ankunft stand die Gorges de l’Ardèche, also die Ardèche-Schlucht und damit der „klassische“ Abschnitt auf dem Programm. Es gibt zahlreiche Anbieter, bei denen man Plastikkajaks inklusive Rücktransport zum Ausgangspunkt mieten kann: entweder für die rund 30 km lange Strecke von Vallon bis Sauze oder für die sogenannte familientaugliche Mini-Descente (7 km) von Vallon bis Chames. Zwischen Chames und Sauze kann die Tour nicht unterbrochen werden, da die gesamte Ardéche-Schlucht nicht für Autos zugänglich ist! Es gibt einen Biwakplatz, an dem man übernachten kann, wenn man die lange Tour auf zwei Tage aufteilen möchte. Diese Übernachtung ist aber auch über einen der Anbieter anzumelden! Ein in Europa einzigartiges Naturerlebnis also, das in der Nebensaison seinen wahren Reiz entfaltet: eine von Menschenhand fast unberührte Flusslandschaft, die es sich lohnt zu erleben, egal ob mit eigenem oder mit gemietetem Boot!

Zum Start ein kurzer Schreckmoment

Da die Verleiherboote zwischen 8.30 und 9.30 Uhr morgens starten, wollten wir erst danach am Wasser sein. Allerdings wurde es dann noch deutlich später als geplant. Denn als wir nach dem Frühstück und dem Überstellen eines unserer beiden Busse nach Sauze zum Ausstiegspunkt unsere Boote zu Wasser ließen, bemerkten wir, dass unser Kajak durch das Überdruckventil Luft verlor. Daraufhin legten wir nochmal an und überklebten das Überdruckventil mit Panzerband*. Auf dieser Tour mussten wir dann auch zwei- bis dreimal nachpumpen, da das Panzerband natürlich nicht ganz abdichtete. Was es mit dem Luftverlust auf sich hatte und wie wir diesen endgültig behoben haben, darauf wollen wir später noch eingehen.

Wir legten also um circa 13 Uhr ab, was eigentlich zu spät ist, um diese wunderschöne Tour so richtig zu genießen. Nach rund fünfeinhalb Stunden reiner Fahrtzeit zuzüglich Pausen stiegen wir erst um 20.30 Uhr in Sauze aus dem Wasser und kamen erst nach Einbruch der Dunkelheit an den Campingplatz zurück.

Die Landschaft in der Gorges de l‘Ardèche

Doch der Reihe nach. Gleich nach den ersten Metern erreicht man das oft fotografierte, namensgebende Wahrzeichen von Vallon: den Steinbogen (Arc), unter dem man mit dem Kajak durchfährt. Ausgerechnet als wir dort waren, verhüllten leider ein paar Wolken den Himmel, so dass uns nur wenige gute Fotos gelangen.

Danach geht es durch eine märchenhafte Flusslandschaft, die von den gewaltigen und bizarr geformten Kalksteinwänden der Schlucht gesäumt ist. Dazwischen gibt es ausreichend Schotterbänke, die zu Pausen vor der gewaltigen Kulisse einladen. Die Ardèche hatte bei diesem Wasserstand eine eher geringe Fließgeschwindigkeit, so dass wir ordentlich paddeln mussten. Dazu konnte an exponierteren Stellen der Wind an, was die Tour für Axel im windanfälligen Kanu besonders anstrengend machte.

Zwischen den zahmen Stellen sind immer wieder Stromschnellen, die Rapides, zu meistern, bei denen etwas Paddelerfahrung nicht schadet. Da das Wasser aber seicht ist, sind diese Stellen auch von Anfängern zu befahren, denn außer einem unfreiwilligen Bad kann kaum etwas passieren.

Wasserführung, Schwierigkeit und Ausrüstung

Auf der ersten Etappe legten wir weder Spritzdecke noch Spritzschürze an, was ein Fehler war. Einmal mussten wir nach einer Rapide unser Boot ausleeren. Der Wind sorgte außerdem dafür, dass uns am späten Nachmittag ziemlich kühl wurde. Bei Etappe zwei verwendeten wir beides, was temperaturmäßig wesentlich angenehmer war (und wegen der zahlreichen Bootsrutschen außerdem ohnehin anzuraten ist).

Die folgenden Fotos vermitteln einen guten Eindruck von der Landschaft und dem Schwierigkeitsgrad (WWII+) des Flusses beim Wasserstand von -81 (Vallon). Wer eine genaue Flussbeschreibung sucht, dem sei das Buch von Alfons Zaunhuber* ans Herz gelegt oder der Kanuführer des DKV für Südfrankreich*.

Kurz vor dem Ausgang der Schlucht passiert man ein weiteres fotogenes Steinmonument: die Kathedrale. Sie erinnert an das Meisterwerk von Gaudí in Barcelona.

Wir haben diese Etappe mit dem Kajak auf der Ardèche teilweise auch gefilmt. Allerdings ist das Video in Ermangelung einer ordentlichen Befestigung für die Camera nicht besonders gut geworden. Wer trotzdem Lust darauf hat, findet es auf Youtube!

Gerne senden wir dir euch die Koordinaten unserer Ausstiegsstelle in Sauze sowie von der Einsetzstelle des zweiten Abschnittes ab Lanas. Gebt uns einfach mittels Kommentarfunktion Bescheid!

Tag zwei auf der Ardèche ab Lanas

Nach einem Tag Pause, den wir für eine Mountainbiketour nutzten, absolvierten wir unsere zweite Etappe mit dem Kajak auf der Ardèche von Lanas nach Vallon Pont’Arc.

Nach dem Meistern einer Seichtstelle gleich zu Beginn passiert man das malerisch am Ufer gelegene Balazuc. Danach wird die Landschaft „schluchtiger“, dh die Steinwände steiler. Ein bis zwei schwierigere Passagen sind auf diesem Abschnitt zu bestreiten. Eine davon wurde Axel zum Verhängnis. Unser sonst so erfahrener Paddelfreund kenterte an einer Stelle, die wir – so wie wir nachher feststellten – vorab besichtigen hätten sollen. An und für sich wäre diese Stelle auch fahrbar gewesen (wenn man sich vorher ansieht, wie) und auch ganz einfach links zu umtragen. Die zweite Option wählten wir, als wir sahen, dass Axel Probleme hatte.

Unsere Paddelkleidung

Aber es war nichts passiert, außer ein kurzer Schreck und eine 20 Grad „kalte“ Dusche. Da an diesem Tag böiger Wind wehte, borgte sich Axel Günthers Neoprenmantel* aus, bis ihm wieder warm wurde.

Zur Kleidung: Diese entsprach unserem unterschiedlichen Temperaturempfinden. Axel begnügte sich mit Shorts und T-Shirt, Günther wählte einen Neoprenshorty*, über den er zu späterer Stunde seinen Neoprenmantel* überzog. Ich bevorzugte einen Neopren Longjane* und bei Bedarf zusätzlich eine Neopren Jacke*. Für die Stellen, an denen man treideln muss, sind Wasserschuhe* mit griffiger Sohle wichtig, um auf den rutschigen Steinen den Tritt nicht zu verlieren. Außerdem trugen wir Schwimmwesten* (ein Modell mit hochgeschnittenem Rücken, damit es an der Lehne des Kajaks nicht stört). Auf der Ardèche-Tour hatten wir unsere Helme* nicht auf, später auf dem Tarn trugen wir sie dann. Da sie ja nicht stören (und man ohnehin eine Kopfbedeckung wegen der Sonne braucht), hätten wir sie rückblickend betrachtet durchaus auch auf der Ardèche tragen können. Denn vor herabhängen Ästen ist man nie gefeit. Handy, Badetücher und Proviant hatten wir im wasserdichten Dry-Bag* dabei.

Wer ein Kajak mietet, bekommt Schwimmweste und evtl. Helm sowie eine wasserfeste Tonne für Wertsachen und Proviant mit dazu. Die Bekleidung ist selbst mitzubringen, wobei in den Sommermonaten normale Badekleidung und eine Windjacke ausreichen.

Viele Bootsrutschen auf diesem Abschnitt

Vor unserer ersten Bootsrutsche hatte ich etwas Bammel. Die Angst war jedoch unbegründet, denn bei keiner der Bootsrutschen bildete sich bei diesem Wasserstand ein gefährlicher Rücklauf. Eine Gefahrenstelle stellt die Brücke nach der Bootsrutsche bei Sampzon dar. Bei unserem Wasserstand konnten wir diese unterfahren, bei höherem Pegel ist dies jedoch wahrscheinlich nicht möglich.

Abschnitt ab Lanas für erfahrenere Paddler

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Abschnitt Lanas – Vallon einige potenzielle Gefahrenstellen birgt, die unbedingt vorher zu besichtigen und entsprechend Wasserstand zu behandeln sind. Auf dieser Etappe sind Erfahrung und Umsicht vonnöten und wir waren froh, dass wir mit Axel unterwegs waren, der bereits unzählige Flusskilometer absolviert hat.

Während die Gorges de l’Ardèche auch für wenig erfahrene Paddler bzw. Gelegenheitspaddler geeignet ist, stellt der obere Abschnitt eine Paddeltour dar, die wohl eher aus sportlichen Gründen unternommen wird. Wenngleich auch die Landschaft auch flussaufwärts sehenswert ist und die Bootsrutschen für einen spaßigen Kick sorgen.

Auch die zweite Etappe unserer Kajak Tour auf der Ardéche haben wir teilweise auf Video festgehalten. Wer Lust auf das Video hat, das keinerlei Anspruch auf Professionalität erhebt 😉, findet es auf Youtube!

Weitere Paddelabenteuer in Südfrankreich

Wer die Ardéche von Vallon bis Sauze befahren hat und Lust auf ein weiteres Paddelvergnügen bekommen hat, kann entweder den Chassezac – ebenfalls in der Region – oder den Tarn – circa 2 Stunden Autofahrt entfernt – ins Auge fassen. Auf beiden Flüssen werden abschnittsweise auch Leihkajaks inkl. Rücktransport angeboten.

Pannenbehebung beim Luftkajak

Abschließend noch ein Tipp: Das Werkzeug-Kit, das jedem Boot beim Kauf beiliegt, sollte man unbedingt auf der Tour mitführen. Ebenso eine Luftpumpe und zur Sicherheit ein Panzerband. Wie bereits erwähnt, verlor unser Boot durch das Überdruckventil Luft. Und wir hatten den Ventil-Schlüssel* nicht dabei! Der Grund für den Druckverlust war feiner Sand, der auf einer vorhergehenden Tour in das Überdruckventil geraten war. Man muss das Ventil ausbauen (dafür ist der entsprechende Schlüssel unerlässlich!), ausspülen und wieder reinschrauben. Als erste Maßnahme überklebten wir das Ventil mit Panzerband, das überraschend gut hielt. Es dichtete jedoch nicht zu hundert Prozent ab, wodurch wir während der Tour nachpumpen mussten. Nach der Tour konnten wir mithilfe Axels Schlüssel das Ventil reinigen (unseren Schlüssel hatten wir unverzeihlicherweise zuhause in Oberösterreich gelassen!). Also lernt aus unseren Fehlern 😉!

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