Mit Kajak und Kanu am Tarn (Südfrankreich)

Der Tarn im französischen Zentralmassiv ist ein begehrtes Reiseziel für alle begeisterten Flusswanderer. Im Rahmen unserer Südfrankreich-Reise mit dem Wohnmobil haben wir drei Touren mit dem Kajak am Tarn unternommen. Neben der beeindruckenden Tarn-Schlucht begeisterten uns vor allem die mittelalterlichen Dörfer an den Ufern des Tarn, allen voran Saint-Chely-du-Tarn mit seinen Wasserfällen, die sich zwischen den Häusern in den Fluss ergießen.

Nachdem wir uns gut eine Woche lang in der Ardèche-Region aufgehalten und dort ebenfalls Kajaktouren (Ardèche, Chassezac), Wanderungen und Mountainbiketouren unternommen hatten, führte uns unsere Reiseroute nun in die Cevennen.

Da unsere Fluss-Etappen an der Ardèche mit knapp über 30 km ziemlich lang waren und wir jedes Mal erst bei Einbruch der Dämmerung aus dem Wasser gestiegen sind, beschlossen wir, am Tarn drei kürzere Touren mit Kajak bzw. Kanu zu unternehmen:

Etappe 1: Von Florac, ausgehend vom Campingplatz Val des Cevennes bis zur zu umtragenden, niedrigen Brücke bei Blajoux (22 km, 3:19), Pegelstand Montbrun im Mai 2023: 110

Etappe 2: Von Blajoux bis zum Campingplatz Le Gabitou kurz nach Hautrives (20 km, 3:30), Pegel Montbrun: 100

Etappe 3: Vom Campingplatz Le Gabitou bis zur unfahrbaren Passage Pas de Soucy (12 km, 2 h), Pegel Montbrun: 96

An der Ardèche hatten wir niedriges Mittelwasser und sind öfter aufgesessen. Da es an den ersten beiden Tagen, die wir in der Tarn-Region verbracht hatten (auch am Tag unserer Radtour auf die Causses) heftig geregnet hatte, mussten wir uns darum am Tarn keine Sorgen machen: Der Wasserstand war optimal für eine Befahrung.

Eine detaillierte Flussbeschreibung ist im DKV Kanuführer Südfrankreich/Korsika* zu finden. Da dieses Buch zum Mitnehmen zu dick und zu schade ist, haben wir die entsprechenden Seiten zuhause vergrößert kopiert und mit einem günstigen Laminiergerät* laminiert. So hatte man die Flussbeschreibung immer gut lesbar im Boot vor Augen.

Am Tarn gilt übrigens Schwimmwesten- und Helmpflicht. Wir haben keine Kontrollen beobachtet, aber diese Ausrüstung ist ohnehin aufgrund herabhängender Äste etc. empfehlenswert. Hier ein paar Ausrüstungs-Links: günstige kajaktaugliche Schwimmweste*, Wassersport-Helm*, fürs Paddeln geeignete Neoprenanzüge (ich trug einen Long Jane*, Günther einen Shorty*).

Unsere Campingplätze am Tarn

Die ersten beiden Nächte in der Tarn-Region verbrachten wir am Campingplatz Val des Cevennes. Dieser diente uns als Ausgangspunkt für unsere MTB-Tour am ersten Tag und von dort brachen wir auch zu unserer ersten Bootsetappe auf. Da dieser Campingplatz neben der Bundesstraße liegt, ist auf den hinteren Plätzen Straßenlärm zu hören. In der Nähe des Flussufers hingegen ist es ruhig. Der Betreiber wollte uns allerdings zuerst den gewünschten Platz am Ufer nicht geben, mit dem Argument, dass zu dieser Jahreszeit Überschwemmungsgefahr drohen könnte. Nachdem wir mit unserer Abreise drohten, bekamen wir doch einen der vorderen Plätze und der Aufenthalt war sodann zu unserer Zufriedenheit.

Die übrigen drei Nächte verbrachten wir am Campingplatz Le Gabitou, der offiziell noch nicht geöffnet hatte. Trotzdem erlaubten uns die Betreiber für € 15,- pro Nacht, einen Stellplatz für beide Busse direkt am Wasser zu beziehen. Da außer uns nur zwei weitere Wohnmobile dort waren, war dies ein Gefühl wie freistehen, nur dass wir Warmwasser und WC zur Verfügung hatten!

Wildwasser-Start bei der ersten Etappe

Gleich zu Beginn der ersten Etappe hatten wir die Rapide de Cantonnet zu meistern. Diese hatten wir tags zuvor bereits vom Ufer aus besichtigt und wussten, dass wir das erste Stück umtragen würden müssen. Für uns war nur das letzte Stück dieser Rapide fahrbar.

Das rechtsufrige Umtragen war allerdings kein leichtes Unterfangen: rutschige Steine und starke Strömung erschwerten es, Halt zu finden und gleichzeitig das Boot mitzutreideln. Wasserschuhe mit guter Sohle* sind Grundvoraussetzung.

Nach dieser Schlüsselstelle passierten wir zwei alte Steinbrücken. Die zweite der beiden, die Brücke von Quezac aus dem 14. Jahrhundert, zählt zu den schönsten Brücken Frankreichs.

Im Tagesverlauf wichen die Wolken der Sonne und eine Schotterbank lud uns zur Pause ein. Danach wurden die Felswände steiler und weniger bewaldet, es war offenkundig, dass wir uns der Tarnschlucht näherten.

Wir beendeten unseren ersten Bootstag am Tarn vor der Brücke von Blajoux, die zu niedrig ist, um unter dieser durchzufahren. Bei dieser hatten wir auch eines der beiden Autos geparkt. Während Günther und Axel damit den zweiten Bus holten, den wir beim Campingplatz Val des Cevennes lassen hatten dürfen, machte ich unsere Boote transportbereit. Nachdem ich samt den Booten wieder zugestiegen war, gings nach einem Zwischenstopp in Sainte-Enimie, wo es die einzige Einkaufsmöglichkeit – zwei kleine Läden – in der Tarnschlucht gibt, zu unserem eingangs beschriebenen Campingplatz Le Gabitou.

Und das war fürwahr ein echter 1-er Platz! Wir fühlten uns wie die Könige und unser Abendessen inklusive Dessert, einem regionalen Maronikuchen zum Rotwein, war mehr als ein würdiger Abschluss dieses wundervollen Tags am Tarn.

Verletzungen beim Wassersport

Da konnte auch meine Verletzung, eine große Schürfwunde, die ich mir einem Sturz auf einer unserer Radtouren zugezogen und die sich mittlerweile heftig entzündet hatte, die Stimmung nicht wirklich trüben. Ich erwähne es nur deshalb, weil diesen Bericht vielleicht einige Wassersportler lesen. Ich möchte allen einen Tipp geben: Tag für Tag mit einer offenen Wunde ins Wasser zu gehen, ist nicht empfehlenswert. Dies hatte ich völlig unterschätzt, da ich eine Schürfwunde für eine Kleinigkeit hielt. Durch die permanente Feuchtigkeit entwickelten sich jedoch Bakterien und es kam zu einer massiven Entzündung.

Ich hätte die Wunde, so gut es geht, mit einem wasserfestes Pflaster schützen müssen. Der Neoprenanzug hatte sein Übriges beigetragen, ein entzündungsförderndes Mikroklima zu schaffen… Jedenfalls bin ich knapp an einer Blutvergiftung vorbeigeschrammt! Man merke: wasserfeste Pflaster in allen Größen mitnehmen oder praktischer: eine wasserdichte Bandage*, die man in beliebiger Größe über ein normales Pflaster klebt und die Wunde so gut es geht abschirmen (Bepanthen drauf, Pflaster drüber); über Nacht einen Verband mit Bepanthen Plus* antiseptische Wundcreme machen. Diesen am Morgen vorsichtig ablösen – unter Zuhilfenahme von in Octenisept* getränkten Tupfern, die die Wunde auch gleichzeitig desinfizieren. Danach Bepanthen und wieder ein wasserdichtes Pflaster anbringen.

So wäre die Wunde fachgerecht versorgt gewesen, wie zwei unserer Freunde, beide Krankenpfleger auf der Intensivstation, mir später, zuhause, sagten. Ich hingegen hatte nichts davon gemacht, außer am Abend etwas Octenisept aufgesprüht…

Malerische Dörfer auf der zweiten Etappe

Die zweite Etappe unserer Kajak Tour am Tarn führte uns gleich zu Beginn an der malerischen Ortschaft Castelbouc mit der auf einem Felsen thronenden Burg vorbei. Wir hatten Castelbouc ja vor drei Tagen im Rahmen einer Wanderung besucht und sahen die Ortschaft nun vom Wasser aus aus einer anderen Perspektive.

Beim verfallenen Wehr in Sainte-Enimie überlegte ich kurz, ob ich diese Stelle nicht vielleicht „umgehen“ sollte. Nachdem Axel die Stelle ohne Schwierigkeiten meisterte und sogar die Gelegenheitspaddler mit ihren Plastikbooten teilweise recht, teilweise schlecht über das Wehr rumpelten, wollte ich mir keine Blöße geben. Wir fuhren also ebenfalls über das Wehr und es war tatsächlich kein Problem.

Danach hatten wir uns eine Pause verdient, schließlich wartete noch eines der Highlights der Strecke auf uns: Saint-Chely-du-Tarn, vielleicht das beliebteste Fotomotiv bei einer Tour mit dem Kajak am Tarn. Der hübsche Ort weist neben einer spektakulären Brücke einige Wasserfälle auf, die zwischen den Häusern in den Fluss stürzen. Wir „parkten“ unsere Boote auf dem kleinen Strand vor der Brücke und unternahmen einen ausgiebigen Landgang, um diesen Ort zu besichtigen. Schade, dass ich kein Geld dabeihatte, einer der kleinen Läden hätte eine schicke Jacke gehabt… 😉

So nahmen wir nur unvergessliche Eindrücke und Fotos von unserem Besuch mit und stiegen wieder in unsere Boote.

Auch diesen Tag ließen wir wieder am – mehr oder weniger für uns exklusiv geöffneten – Campingplatz Le Gabitou ausklingen – diesmal mit einem Steak, das wir mit unserem Skotti Grill* zubereiteten und… genau: einem Glas Rotwein 😉

Beeindruckende Felswände auf der dritten Etappe

Noch bevor wir am Folgetag unsere Boote zu Wasser ließen, besichtigten wir die komplett verblockte Engstelle der Tarnschlucht, den Pas de Soucy, vom Aussichtsturm aus. Dafür ist ein kleiner Obolus zu entrichten, der sich aber auszahlt, da der Ausblick beeindruckend ist.

Diese Tarnetappe brachte noch einmal eine kritische Stelle mit sich – kurz vor La Malene. Da man die Stelle nicht umtragen kann, haben wir uns im Wasser auf der linken Flussseite entlanggehandelt. Die Steine waren an dieser Stelle ziemlich rutschig und für mich war es schwer, Halt zu finden. Die Männer taten sich leichter.

Der letzte Bootstag verwöhnte uns mit sommerlichen Temperaturen, so dass selbst ich keinen Neoprenanzug mehr trug.

Da auf dieser Etappe nur mehr wenige Flusskilometer auf uns warteten, genossen wir eine ausgiebige Pause an einer der schönsten und engsten Stellen der Schlucht.

Von La Malene bis zum Ausstieg vor Pas de Soucy waren wir nicht die einzigen Bootfahrer am Wasser: es gibt zahlreiche Bootsverleiher und somit einige Paddler auf diesem Abschnitt. In der Nebensaison im Mai sind wir auf diesem Abschnitt schätzungsweise 10-20 Booten begegnet.

Die letzte Ausstiegsmöglichkeit vor dem Pas de Soucy sollte man übrigens nicht übersehen: Der Pas de Soucy ist absolut unfahrbar und die Stelle daher als „lebensgefährlich“ gekennzeichnet.

An dieser Ausstiegsstelle hatten wir das erste Mal auf dieser Reise ein Problem mit dem Abstellen unseres Autos. Der Parkplatz oben an der Straße, an dem wir unser Auto abgestellt hatten, lag zu weit von der Ausstiegstelle entfernt. Der zuführende Weg ans Ufer war laut Beschilderung den Kajak-Verleihern vorbehalten. Eine Kette versperrte die Zufahrt. Nachdem wir einen Fahrer eines solchen Verleih-Transports gefragt hatten, erlaubte uns dieser, einzufahren, um unsere Boote abtransportieren zu können.

Auch diese Tour haben wir teilweise mit unserer wasserfesten Olympus Action-Cam* auf Video festgehalten. Es erhebt zwar keinen Anspruch auf Perfektion 😉, verleiht aber einen Eindruck vom Fluss. Wer Lust darauf hat, findet es auf Youtube.

Die Geier der Tarnschlucht

Da der Nachmittag noch jung war, fuhren wir nach unserer Bootstour noch zu einem Aussichtspunkt am Roc des Hourtous  – hoch über der Tarnschlucht. Ohne es zu wissen, war dies außerdem ein guter Punkt, um die Geier, die über der Tarnschlucht kreisen, zu beobachten. Wir hatten das Glück genau zu der Zeit einzutreffen, als die Thermik einsetzte, die diese Vögel nutzen, um ihre Kreise zu ziehen. Wir sahen mindestens 10 Individuen, die mehrmals – zum Teil fast zum Greifen nahe – an uns vorbeiflogen. Die große Population von mehreren verschiedenen Geier-Arten ist auf ein Artenschutzprojekt in der Region zurückzuführen.

Würde man diesen Urlaub mit einem Konzert vergleichen, wäre die Geier-Sichtung die Zugabe, mit der wir nicht gerechnet hatten. Und das Gesamtpaket „Urlaub im französischen Zentralmassiv“ würde Standing-Ovations verdienen!

Wenn wir euch die Koordinaten unserer Einsetz- und Aussetzstelle schicken sollen, hinterlasst uns einfach einen Kommentar!

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