Rennrad und Windsurfen – mit dem Wohnmobil an den Neusiedlersee

Die erste nicht-winterliche Ausfahrt mit unserem Wohnmobil war schon längst überfällig. Da das Aprilwetter 2021 seinem gerecht wurde, musste es erst Mai werden, bis wir uns zu einem Wochenendausflug an den Neusiedlersee aufmachten. Unser Plan war, mit dem Rennrad den Kirschblüten-Radweg zu fahren und danach einen Stellplatz zu suchen. Am Tag zwei wollte Günther in Podersdorf windsurfen gehen.

Da die Corona-Beschränkungen noch galten, waren Gastronomie und Campingplätze geschlossen. Wir wollten uns jedoch ohnehin lieber einen freien Stellplatz suchen. Doch der Reihe nach. Es war Samstag früher Nachmittag und wir parkten unser Wohnmobil am Startpunkt des Kirschblütenradweges, in Purbach am Neusiedlersee. Am Ortsrand, in der Nähe des Bahnhofs fanden wir am Kulmainplatz ein schattiges Plätzchen unter Bäumen, das sich wohl auch als Übernachtungsplatz geeignet hätte.

Der Kirschblütenradweg

Der Kirschblütenradweg führt als Rundweg etwas mehr als 40 Kilometer am Fuße des Leithagebirges entlang des Neusiedlersees. Dabei durchqueren die Radfahrer die malerischen Ortschaften Purbach, Winden, Jois, Breitenbrunn sowie Donnerskirchen und genießen Blicke auf den Neusiedlersee, den Schilfgürtel und die sanften Weinberge der Region. Rastplätze und Kellergassen laden zu genussvollen Pausen ein. Wir hatten gehofft, dass aufgrund des kühlen April die vielzähligen Kirschbäume auch noch Anfang Mai blühen würden. Die Bäume hatten allerdings leider nicht auf uns gewartet. Aber auch ohne Blütenmeer waren wir von diesem Radweg begeistert!

Der Radweg ist gut ausgeschildert, trotzdem schadet es nicht, eine GPS-Uhr* oder ein Bike-Navi mitlaufen zu lassen. Wenn wir dir die gpx-Daten unserer Tour (inkl. Parkplatz und Abzweiger zur Kellergasse Breitenbrunn) senden sollen, schreib uns dies einfach einen Kommentar zu diesem Beitrag! Die Runde führt auf durchgehend asphaltierten, kaum befahrenen schmalen Straßen durch Weinhügel, kleine Ortschaften und Wohnsiedlungen und gibt immer wieder den Blick auf den Neusiedlersee frei. Verglichen mit der Neusiedlersee-Umrundung, die wir auch schon gefahren sind, ist der Kirschblütenradweg landschaftlich bei weitem reizvoller, wenngleich natürlich auch um einiges kürzer und dadurch sportlich nicht so anspruchsvoll. Aber das war uns zu Beginn der Saison gerade recht.

Kellergassen-Tipps

Ungefähr auf halbem Weg erreichten wir Breitenbrunn. Vielleicht war es ja der Hunger, der dafür sorgte, dass wir den richtigen Riecher hatten, um zufällig die nette Kellergasse zu entdecken, die nicht direkt am Radweg liegt. Der sogenannte Kellerring besteht nur aus einigen wenigen Häusern und ist – bzw. war im Frühling 2021 – nicht überlaufen. Es wurde Wein und Jause im Gassenverkauf ausgeschenkt. Coronabedingt gab es keine Tische, daher nahmen wir auf der Mauer Platz, auf der Decken ausgebreitet waren. Wir haben es sehr genossen, nach einer gefühlten Lockdown-Ewigkeit endlich wieder einmal einzukehren!

Am Ende unserer Tour sorgte gehöriger Gegenwind (unsere Windjacken in der Gesäßtasche kamen immer wieder mal zum Einsatz) dafür, dass es konditionell doch etwas fordernder wurde. Wir waren froh, Purbach wieder zu erreichen. Nachdem wir beim Bus angelangt den ersten Durst gelöscht hatten, fuhren in das Ortszentrum von Purbach, um in der dortigen Kellergasse einzukehren. Die Gastgärten waren natürlich auch hier geschlossen, aber eine Pizzeria hatte geöffnet. Wir orderten zwei Pizzen sowie eine Flasche Rotwein und suchten uns einen Platz in der Abendsonne. Gläser durfte uns der Wirt nicht geben – die Coronaregeln waren teilweise wirklich unlogisch – aber unser Bus war ja in der Nähe, somit holten wir einfach unsere eigenen Gläser aus unserer Camper-Küche.

Ein Stellplatz ganz nach Wunsch

Direkt am Kirschblütenradweg hatten wir bereits einen Stellplatz für unser Wohnmobil ausgekundschaftet. Er lag an einem Radler-Pausenplatz mit schönem Ausblick auf den Neusiedlersee, ein Fahrverbotsschild war nicht in Sicht. Mittlerweile war es jedoch ziemlich windig und dieser Platz lag exponiert auf einem Hügel. Also suchten wir weiter und bogen schließlich in einen Forstweg ab. Auf einem Schild stand, dass es sich um einen Privatweg handle, den man jedoch befahren dürfe. Neben dem Weg war bereits eine ausgefahrene „Parkmulde“, also beschlossen wir, unseren Bus hier abzustellen. Die letzten Sonnenstrahlen sorgten zumindest optisch für etwas Wärme, so dass die Außendusche nicht mehr ganz so abschreckend erschien.

Nach einem Erkundungsspaziergang verkündete Günther, dass es etwas abseits der Forststraße einen schönen höhergelegenen Platz gäbe, auf dem er unbedingt die Nacht verbringen wolle. Mir war das Schild „Privatgrund – Weg nicht verlassen“ zwar noch in Erinnerung, aber ich fügte mich. Es war wirklich wunderschön – wir standen auf einem herrlichen Platz, man sah den See in der Ferne und ringsum waren Blumen und heideähnlicher Bewuchs.

Die Vertreibung aus dem Paradies

Abends wurde es ziemlich kühl, dank 3-in-1-Mantel* und Decken genossen wir unseren Rotwein trotzdem unter freiem Sternenhimmel. Beim Erklimmen unsers Dachbetts äußerte ich die Vermutung, dass wir wohl in der Früh von „Hundespaziergängern“ aufgeweckt werden würden. Und genauso war es dann auch. Die Leute aus der Nachbarschaft waren aber recht freundlich und meinten, dass wir uns das schönste Plätzchen der Umgebung ausgesucht hätten. Die befürchteten Beschimpfungen blieben also aus. Das Blatt sollte sich jedoch wenden…

Wir hatten die Frühstücksutensilien bereits wieder verstaut, aber dummerweise das Hochdach noch nicht geschlossen, als wir ein Motorengeräusch hörten, das sich uns näherte. Als ein Geländewagen um die Ecke bog, ahnten wir bereits, was uns blühen sollte. Ein tarngrün gekleideter Mann rief uns zu, ob das unser Ernst sei… Wir tauschten Blicke aus und beschlossen, uns freundlich und unwissend zu geben. So sagten wir, dass wir nur das Schild gesehen hätten, dass man den Weg (der eigentlich weiter unten lag) benutzen dürfe. Postwendend bekamen wir die Antwort, dass dies ein Privatgrund und außerdem ein Naturschutzgebiet sei. Ein diesbezügliches Schild hatten wir tatsächlich nicht gesehen (man bekommt es nur zu sehen, wenn man von der Hauptstraße abbiegt, wir hingegen kamen „von hinten“). Nachdem wir beteuerten, nichts angerührt und keine Blumen gepflückt, sondern diese wunderschöne Vegetation nur fotografiert zu haben, ließ sich der Ranger beschwichtigen.

Er sah, dass wir unseren Müll in einem Abfallsack gesammelt hatten und dass unser Bus wirklich auf einem Fleck stand, wo nur niedriges Gras und keine Blumen wuchsen. Sein Kollege, so meinte er, hätte uns mit Sicherheit angezeigt, er aber könne uns verstehen und außerdem erkennen, dass wir ordentliche Leute seien. Durchgehen könne er das aber trotzdem nicht lassen, denn sonst stünden am nächsten Tag mehrere Vans da. Wir sollten die Aussicht noch ein bisschen genießen und dann in Ruhe zusammenpacken und fahren. Der Schreck lag uns noch in den Gliedern, also verzichteten wir auf den weiteren Genuss der Aussicht und suchten so schnell als möglich das Weite.

Auf zum Surfspot Podersdorf

Auf dem Weg nach Podersdorf, dem beliebtesten Spot für Windsurfer und Kiter am Neusiedlersee, ergoogelte ich, dass das Burgenland sehr restriktiv ist, was das Freistehen mit dem Wohnmobil betrifft. Es ist defacto verboten und wird – anders als in Oberösterreich oder der Steiermark – auch nicht toleriert. Das nächste Mal würden wir vorsichtiger sein und wohl einen ausgewiesenen Parkplatz aufsuchen.

So wie jenen vor dem Strandzugang in Podersdorf zum Beispiel. Dort angekommen fielen uns einige Vans und Wohnmobile auf, die offensichtlich dort die Nacht verbracht hatten. Der Strandparkplatz ist zwar nicht sehr attraktiv und etwas staubig, aber vermutlich ist es ganz nett, inmitten der Surfercommunity eine Nacht zu verbringen – mit dem See in Sicht- bzw. Reichweite. Das nächste Mal vielleicht.

Günther beschloss unseren Wohnmobil Ausflug an den Neusiedlersee noch mit einer ergiebigen Windsurf-Session. Unser praktischer Bootswagen* half uns dabei, das umfangreiche Equipment vom Parkplatz zum See zu karren und dient am Strand gleichzeitig als Sessel. Der gerade mal 1,60 Meter tiefe Neusiedlersee liefert optimale Flachwasser-Bedingungen und vor allem im Frühjahr und Herbst zuverlässigen Wind. Ich hingegen legte eine Lese-Pause mit meinem E-Reader ein und bekam einen Sonnenbrand, da es an diesem Sonntag das erste Mal in diesem Jahr so richtig heiß wurde.

Windsurfen Podersdorf Neusiedlersee

Als die Sonne unterging, steuerten wir unseren Bus Richtung Heimat und waren um ein Bus-Abenteuer, das erste nicht-winterliche, reicher. Wir werden den Neusiedlersee sicher bald wieder ansteuern, da er mit seinem milden Klima eine ideale Destination für die Übergangszeit darstellt.  

P.S. Standortdaten des Stellplatzes

Üblicherweise geben wir gerne auf Anfrage die gps-Daten unserer Stellplätze weiter. Verständlicherweise werden wir dies im Falle des Platzes im Naturschutzgebiet nicht tun. Schließlich wollen wir nicht, dass du vielleicht an den Kollegen des Rangers gerätst und eine Anzeige bekommst! Die gpx-Daten unserer Radtour (aufgezeichnet mit Suunto*) inklusive Abstecher in die Kellergasse und Parkplatz kannst du jedoch gerne haben – einfach Kommentar dalassen!

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