Frühling, Genießen und Radfahren in den Prosecco Hills
Was tut man, wenn man einen runden Geburtstag hat und keine Lust darauf, diesen groß zu feiern? Am besten die Flucht ergreifen und auf Urlaub fahren! Als passendes Ziel für diese Wohnmobil Reise hatte ich mir die Strada del Prosecco ausgesucht. Natürlich in der Hoffnung, dass es dort im April schon etwas wärmer sein würde als zuhause. Und wenn nicht: als Alternative zu Radfahren und Wandern böte sich bei Schlechtwetter immer noch die eine oder andere Prosecco-Verkostung an.
Wir schmiedeten diesen Plan gemeinsam mit unseren Freunden Birgit und Christian bereits im Winter und traten die Reise schließlich am Ostermontag an. Für Birgit und Christian war es die erste Ausfahrt mit ihrem neuen Wohnmobil. Einen ersten Stopp auf italienischem Boden legten wir in San Daniele del Friuli ein, um mit Aperol Spritz und Bier auf einen schönen Urlaub anzustoßen.
Eine nicht überlaufene Region mit einigen Stellplätzen
Für unseren Aufenthalt in der Proseccostraße hatte ich mehrere Stellplätze herausgesucht: Agriturismi, Stellplätze sowie zwei Campingplätze. Die offiziellen Plätze hatte ich vor dem Urlaub zur Sicherheit angeschrieben, um mir ein Bild zu machen, wie die Buchungslage in der Region ist. Alle Plätze in der Proseccostraße haben mir geantwortet, dass es in der Woche nach Ostern überhaupt kein Problem sei. Fast alle Plätze in Südtirol hingegen, die ich für den zweiten Teil unserer Wohnmobil-Reise ebenfalls kontaktiert hatte, gaben an, dass sie voll belegt seien und wir keine Chance hätten, einen Platz zu bekommen! Dies lässt den Schluss zu (und hat sich während unseres Aufenthaltes auch bewahrheitet), dass die Strada del Prosecco ein bei weitem unbeschriebeneres touristisches Blatt ist, als Südtirol. Auch in einschlägigen Italien-Reiseführern wird dieser Gegend kein Kapitel gewidmet. Große Unterkünfte oder Hotels sucht man außerdem vergeblich. Somit ein Tipp für einen Urlaub abseits der ausgetretenen Pfade!
Der „Gewinner“ unserer Stellplatz-Wahl
Für unseren Aufenthalt in der Proseccostraße hatte ich mehrere Stellplätze herausgesucht: Agriturismi, Stellplätze sowie zwei Campingplätze. In Conegliano fuhren wir den dortigen Stellplatz an, der allerdings in einem Gewerbegebiet direkt neben der Straße bzw. am Fluss liegt. Um eine größere Stadt zu besichtigen, ist ein Platz dieser Art sicher ok, aber da Conegliano für uns kein „Besichtigungs-Muss“ darstellte, fuhren wir weiter zum Campingplatz „Lago di Lago“ am Lago di Revine. Es waren kaum Leute da, wir konnten uns den Platz aussuchen und standen letztlich völlig allein direkt am See mit Blick auf die nette Ortschaft Lago di Lago. Da dies kaum zu übertreffen war und die Entfernungen auch nicht besonders groß waren, blieb dies unser Basislager während unserer gesamten Wohnmobil Reise an der Strada del Prosecco.
Im Urlaubsmodus angekommen
In der Sonne war es trotz Wind angenehm warm und daher machten wir es uns für den Rest des Tages am See gemütlich. Auch tierischen Anschluss hatten wir gefunden: am Seeufer unterhalb unseres Stellplatzes wohnten zwei Fischotter, die wir biologisch inkorrekt „Biber“ tauften und die sich immer wieder zeigten. Da wir keine Lust hatten, einen der Camper für das Abendessen wieder flott zu machen und außerdem schon ein paar Gläschen getrunken hatten, fuhren wir mit den Rädern auf die andere Seeseite zur Pizzeria „Al Lido“. Trotz der spartanischen Einrichtung, die eher an ein Imbisslokal erinnerte, war die Pizza-Auswahl groß und es schmeckte ausgezeichnet.
Radtour an der Strada del Prosecco
Am nächsten Tag war eine sportliche Aktivität angesagt! Ich hatte mir von der Website des Tourismusverbandes eine kurze Radtour durch die Prosecco Hills auf meine Suunto Uhr* geladen. Nach morgendlichem, eher kühlem Bad (wir nicht, unsere Freunde schon) und einem sonnigen Frühstück am See fuhren wir los. Die Wahl der Rad-Bekleidung ist in der Übergangszeit nicht so einfach. Ein ärmelloses Windjäckchen* zunächst über dem Kurzarmtrikot, etwas später bei aufziehenden Wolken über einem wärmenden, windabweisenden Langarm-Radshirt* (innen aufgeraut) getragen, entpuppte sich als optimal.
Die GPX-Navigation leitete uns gleich zum Start bergauf in die Hügel mit ihren beeindruckend steilen Weingärten, die teilweise wie begrünte kleine Vulkankegel aussahen. Wir gelangten in die Orte Rolle und Follina. Die sehenswerte Abtei in Follina besichtigten wir allerdings erst tags darauf, da wir nicht wussten, dass sie in der Nähe ist. In Cison di Valmarino wollten wir zum Schloss hinauffahren. Der für Tagesbesucher vorgesehene Lift auf den Schlosshügel war für Fahrräder nicht geeignet und unten wollten wir diese nicht stehenlassen. Außerdem befürchteten wir, dass wir für das Nobelhotel underdressed sein könnten und somit verzichteten wir auf den Besuch dieses Aussichtspunktes.
Der Rückweg der Tour führte auf teilweise unasphaltierten Wegen durch flacheres Gelände, kleine Auwälder, Felder sowie durch das kleine Naturschutzgebiet von Revine Lago. Im Ortszentrum von Lago di Lago deckten wir uns mit hervorragendem Bistecca vom dortigen Fleischhauer ein. Da die Männer den Einkauf erledigten, wurden es vier große Stücke, womit wir die nächsten beiden Abende genug hatten und somit einmal weniger oft essen gingen als geplant.
Wenn wir dir den GPS-Track dieser ca. 34 km langen Tour mit gemütlichen 350 Höhenmeter senden sollen, schreib uns eine Nachricht via Kommentarfunktion unterhalb dieses Beitrags!
Tipps: Die Region ist auch ein gutes Revier zum Rennradfahren – viele schmale, asphaltierte Straßen, relativ wenig Verkehr. Wir haben auch dementsprechend viele RR-Fahrer gesehen. Weiters gibt es auch reinrassige Mountainbiketouren, die in höhere Regionen vorstoßen, soweit ich auf der Tourismusverbandsseite gesehen habe.
Doppelt gegrillt hält besser
Unsere Freunde hatten einen kleinen Griller von Campinggaz* und wir hatten unseren Skotti Grill* mit. Mit beiden Grillern im Paralleleinsatz wurden die beiden großen Fleischstücke halbwegs zeitgleich fertig und wir genossen unser Essen bei Sonnenuntergang. Dabei ist anzumerken, dass der Campinggaz schneller mehr Hitze erzeugt und der Skotti zudem eine Ruhezone hat, was bei einem großen Fleischstück eher sinnlos ist. Mit einem Wort, der Skotti Grill hat durchaus auch Nachteile. Unübertrefflich ist jedoch sein fast schon winziges Packmaß (in eine Tasche in der Größe eines A3-Blattes mit nur ca. 3 cm Höhe passen alle zerlegbaren Edelstahl-Teile), wodurch er sehr vielseitig einsetzbar ist und selbst bei wenig Platz im Auto, Boot oder Bike mitgenommen werden kann. Obwohl dieser Praxis-Vergleichstest also nicht so gut ausgefallen ist, wäre der Skotti Grill* im Falle einer Neuanschaffung trotzdem wieder unsere erste Wahl.
Alle Gadgets, die wir unter anderem beim Grillen im Einsatz haben, findet ihr im Beitrag „Praktisches für die Camper Küche“.
Besichtigungen und Verkostungen
Am nächsten Tag statteten wir der schönen Zisterzienserabtei in Follina einen Besuch ab – ein lohnendes Fotomotiv – bevor wir – nach einem Spaziergang durch Valdobbiadene – den Prosecco-Winzer Nani Rizzi besuchten. Dieser war eine Empfehlung aus dem Bekanntenkreis, den Verkostungstermin haben wir unkompliziert am selben Tag telefonisch vereinbart.
Nani Rizzi ist ein Familienbetrieb, der ein paar Kilometer außerhalb von Valdobbiadene liegt. Der modern eingerichtete Verkostungsraum gibt durch die großen Fensterflächen bzw. von der großen Terrasse den Blick auf die umliegenden Weinkulturen und den Kirchturm der Ortschaft Guia frei. Der junge sympathische Mann, der uns die 6 Prosecchi zur Verkostung reichte und sehr informativ auf Englisch erklärte, gehörte – so vermuteten wir – zu einer der drei Rizzi-Töchter.
Am Ende kauften wir in Summe 10 Kartons von den 3 trockeneren Sorten, so dass unser VW-Bus, mit dem wir die gemeinsamen Ausflüge antraten, ziemlich voll beladen war. Vor der Rückfahrt in unser Domizil wollten wir einen kleinen Snack zu uns nehmen. Allerdings war es nicht einfach vor 18 Uhr etwas zu essen zu bekommen. Im Zentrum von Valdobbiadene hatten wir aber schließlich Glück und bekamen hervorragend zubereitete Pasta.
Auch Grillerei Teil 2 war wieder erfolgreich und wir beschlossen den Abend, wie jeden Abend, mit ein paar Runden Würfel-Poker. Das Pokerwürfel-Set* haben wir übrigens auf jeder Fahrt dabei.
April, April…
In den Nächten hatte es immer um die 10 Grad oder etwas darunter. Trotzdem haben wir im Aufstell-Dachzelt unseres VW-Busses geschlafen. Mit einer ordentlichen Bettdecke war dies kein Problem, außerdem hatten wir den Cali-Heat-Schlauch in Verwendung, der die warme Luft etwas besser nach oben leitet.
Am nächsten Tag frühstückten wir indoor in unserem Bus, da es draußen kühl war und nach Regen aussah. Schade, dass ausgerechnet mein Geburtstag wettermäßig nicht berauschend war. Diese Eigenschaft traf eher schon auf die Flasche Nani Rizzi-Prosecco zu, die beim Geburtstagsfrühstück dran glauben musste. Ich war etwas unschlüssig, wie wir diesen Tag gestalten sollten. In Südtirol war das Wetter besser, es wäre auch eine Option gewesen, früher als geplant weiterzufahren. Wir beschlossen jedoch, noch einen weiteren Tag in der Gegend bleiben, die kleine alte Mühle Molinetto della Croda und danach einen weiteren Winzer zu besuchen.
Genießer kommen auf ihre Rechnung
Diesmal hatten wir einen Termin bei einem Proseccobetrieb direkt in Valdobbiadene ausgemacht: Bartolomiol. Er war eine Empfehlung einer Freundin, die auf einer Weinreise mehrere Winzer besucht hatte und dabei diesen als ihren Favorit auserkoren hatte. Hier bekamen wir „nur“ 3 Gläser zu verkosten, die Verkostung kostete ca. 12,- (Rizzi hat uns aufgrund des Einkaufs nichts verrechnet). Auch diese Verkostung war interessant, es wurde viel und gut erklärt. Trotzdem hat uns Bartolomiol nicht ganz so überzeugt wie Rizzi am Tag davor. Nachträglich habe ich entdeckt, dass man auch umfangreichere Touren durch das Weingut hätte buchen können, das wäre sicher interessanter gewesen.
Den krönenden Abschluss dieses Tages stellte das Abendessen dar. Anhand von Google-Empfehlungen hatte ich das Restaurant „Locanda da Lino“ in Solighetto herausgesucht, das sich als sehr gute Adresse herausstellte. Es gab ausschließlich Fischgerichte, von Antipasti über Pasta bis zu Hauptspeisen – und alles, inklusive des Service, war top. Zum Tiramisu mit Geburtstagskerze bekam ich von meinen Freunden ein Ständchen eingesungen. Die Flucht vor dem Jubiläum war also zwar nicht gelungen, aber so wird man gerne ein Jahr älter.
Am nächsten Tag brachen wir bei Regen unsere Zelte in der Strada del Prosecco ab und setzten unsere Wohnmobil Reise in Südtirol fort.
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