Sardiniens Osten: San Teodoro, Golf von Orosei und landeinwärts

Nachdem wir vor einer Regenfront von der Halbinsel Stintino geflüchtet waren und Sardiniens Binnenland gequert hatten, setzten wir unsere Reise in Sardiniens Osten, südlich von Olbia, fort. San Teodoro verfügt nicht nur über einen Traumstrand und ein belebtes Ortszentrum, sondern auch über einen gut frequentierten Windsurf-Spot. Auch der Golf von Orosei, mit seinen schwer zugänglichen Buchten und Grotten, ist bei Sardinien-Urlaubern beliebt. Nach all dem Rummel waren wir überrascht, dass wir nur wenige Kilometer weiter Natur pur vorfanden und eine Bucht, die wir uns nur mit ein paar Wohnmobilisten und Einheimischen teilten.

Da der Campingplatz La Cinta direkt am Windsurf-Spot bei San Teodoro in Sardiniens Osten liegt, checkten wir dort für 2 Nächte ein. Trotz guter Buchungslage bekamen wir noch einen Platz in der zweiten Reihe in der Nähe des Strandzuganges. Mehrheitlich sind es deutsche Gäste und Surfer bzw. Kiter, die diesen Platz zum Favoriten erkoren haben. Es gibt zahlreiche Stammgäste, die seit Jahren immer wieder herkommen. Mit seinem hellblauen Wasser, dem markanten Berg, der aus dem Wasser zu ragen scheint und dem Naturschutzgebiet im Hinterland haben auch wir den Strand von La Cinta auf unsere Hitliste gesetzt. Natürlich lagen die Badetücher teilweise dicht an dicht, aber trotzdem war die Atmosphäre entspannt und vermittelte Urlaubsflair. Einladende Strandbars, Strandverkäufer und Kiter bzw. Surfer, denen man zusehen kann, lassen keine Langeweile aufkommen.

Ausflug mit dem E-Bike

Am Tag zwei wollten wir eigentlich eine MTB-Tour auf den nahegelegenen Monte Nieddu unternehmen. Da die Berge jedoch in bedrohlich dunkle Gewitterwolken gehüllt waren, fuhren wir stattdessen den Strand entlang nach Budoni. Wer ähnliches vorhat, sollte lieber in der Umgebung von San Teodoro bleiben oder Richtung Capo Coda Cavallo fahren (auch wenn es Bundesstraße ist), denn die Fahrt nach Budoni lohnt nicht. Es verfügt zwar auch über schöne Strände, ist aber ansonsten ein charmebefreites Straßendorf.  

Lebendiges Zentrum

Wie bereits im Beitrag „Reiseplanung“ erwähnt, gibt es in Sardinien nicht allzuviele Ortschaften mit gewachsenem Kern, um abends bummeln und essen zu gehen. San Teodoro bietet so eine seltene Gelegenheit, also griffen wir zu. Am ersten Abend hatten wir das Pech, in eine Touristenfalle zu tappen: das Lokal sah auf den ersten Blick nett aus, das Essen konnte aber nichts. Am zweiten Abend folgten wir einer Empfehlung unserer Campingplatznachbarn, ein deutsches Surfer-Ehepaar, das bereits seit 30 Jahren (!) nach San Teodoro kommt. Wir können uns dem Urteil nur anschließen: man isst sehr gut im Alba Chiara.

Naturschutzgebiet im Golf von Orosei

Nach diesen gemütlichen zwei Tagen ging es weiter nach Süden. Im Internet hatte ich eine Kajaktour im Golf von Orosei gefunden, die der Küste entlang in den Lagunensee Stagno di Sa Curcurica führte. Dieser befindet sich im Naturschutzgebiet Oasi Biderosa, das man auch auf Wanderungen oder per MTB erkunden kann (Eintritt: € 7/Pers.). Im Zuge dieser Tour in Sardiniens Osten entdeckten wir eine zu dieser Jahreszeit nur von wenigen Gästen besuchte Bucht mit einer Beach Bar, die von einem jungen sympathischen Pärchen betrieben wurde. Am Ende der Zufahrtsstraße zur Beachbar parkten einige Wohnmobile mit direktem Blick auf den Strand und niemand schien dies in der Nebensaison zu stören. Im Gegenteil: die Beachbarbetreiber schienen froh über den Zulauf von Gästen zu sein.

Traumhafte Bucht

Wir beschlossen, uns dieser kleinen temporären Nomadensiedlung anzuschließen und fanden rasch nicht nur einen schönen Platz, sondern auch nette Gesprächspartner, wie z.B. zwei junge Enduro-Fahrer, die einfach im Freien mit Schlafsack schliefen. In Summe blieben wir 3 Nächte an diesem schönen Ort und kehrten nach unserem Ausflug in das südlicher gelegene Cala Gonnone sogar wieder hierher zurück.

Nachdem wir uns zwei Abende unser Essen mit unserem praktischen Skotti-Grill* zubereitet hatten, „dinierten“ wir am dritten Abend in der Pizzeria Mariposa, einem kleinen Familienbetrieb. Angesichts der kargen und eigenwilligen Einrichtung begannen wir die Entscheidung schon zu bereuen. Das Essen war jedoch vorzüglich, vor allem die Spaghetti Frutti di Mare waren sensationell, aber auch die Pizze tadellos.

Wenn du möchtest, dass wir dir die Koordinaten der Bucht senden, in der wir standen, schreib uns einfach mittels Kommentarfunktion.

Alternative für die Hauptsaison: schöner Campingplatz

Im Zuge eines Strandspazierganges entdeckten wir, dass sich etwas südlicher in der nächsten Bucht (Cala Ginepro) ein Campingplatz befindet. Ein Teil des Platzes war bereits gesperrt, jedoch wäre dies in der Hauptsaison eine offzielle Möglichkeit, in dieser schönen Umgebung zu verweilen, ohne das Risiko einer Strafe einzugehen – im Golf von Orosei anscheinend kein geringes.

Touristisches Pflichtprogramm: Bootstour ab Cala Gonnone

Obwohl uns bewusst war, dass wir uns mit diesem Ausflug in die Fänge von Keilern begaben (jeder der in Cala Gonnone eine Bootstour bei einem der zahlreichen Anbieter bucht, weiß, dass diese Wortwahl nicht übertrieben ist), wollten wir uns die Buchten Cala Luna und Cala Goloritzé sowie zahlreiche Grotten nicht entgehen lassen. Zu jeder der beiden Buchten führen übrigens auch mehrstündige Wanderungen, die über unwegsames Gelände führen und als durchaus anstrengend – vor allem bei Hitze – beschrieben werden und die mit dem MTB nicht fahrbar sind.

Wir hatten zuerst überlegt, ein eigenes Boot zu chartern. Da die Tage jedoch bereits kurz waren und die Buchten sehr bald im Schatten der Steilwände liegen, wollten wir doch auf die schnelleren Speedboote für Kleingruppen und einen ortskundigen Führer setzen. Dieser steuerte sein Boot tatsächlich in jede noch so kleine Grotte, so dass man dort im in der Tiefe blau schimmernden Wasser ein Bad nehmen konnte. Ebenfalls schön war der Badestopp in der Cala Mariolu. Leider stolperte ich dort beim Verlassen des Bootes und prellte mir an einer Eisentreppe so dermaßen den Vorfuß, dass ich einige Tage danach noch humpelte. Die Bootsführer sammeln nämlich alle Schuhe bzw. Schlapfen ab, man darf nur barfuß ins Boot und erhält das Schuhwerk erst an Land wieder. So passierte mir dummerweise das Missgeschick, mit den Zehen hängenzubleiben,… Also Obacht 😉!

Die Fahrt mit dem Speedboot ist eine richtige Spritztour, also am besten Badesachen und darüber ein Shirt anziehen. Unsere Sachen verstauten wir in einem wasserdichten Dry Bag*, der uns bei diversen Wasseraktivitäten immer wieder gute Dienste leistet und nicht viel Geld kostet.

Ausflug in die wilden Berge Sardiniens

Wie wir in unseren Reiseführern (Wohnmobil-Guide Sardinien* und Sardinien mit dem Wohnmobil*) gelesen haben, herrschten im Bergland Sardiniens bis vor nicht allzu langer Zeit raue Sitten. Verfeindete Clans trugen Fehden aus und viele Tote fielen der Blutrache zum Opfer, bis das Kriegsbeil begraben wurde. Heute wird das Bergdorf Orgosolo von Touristen wegen seiner zahlreichen Murales besucht, die antifaschistische, antikapitalistische sowie Friedens-Botschaften vermitteln und zum Teil im kubistischen Stil Picassos auf die Hauswände gemalt wurden. Orgosolo selbst ist noch immer ein sehr ärmlich wirkendes Dorf. Luxus-Reisebusse (in der Nachsaison glücklicherweise nur wenige) zwischen den unverputzten, teilweise unfertigen Häusern und Touristen-Herden mit voranschreitenden Reiseführern wirken grotesk. Auch wir kamen uns mit unseren Cameras wie Eindringlinge vor. Man hat nicht den Eindruck, dass die Orgolesen von den Touristen besonders profitieren wollen. Es gibt 1-2 Gassen mit Souvenirläden und Cafés, aber ansonsten wirkt das Dorf eher abweisend, was durch den wolkenverhangenen Himmel an diesem Tag, der letztendlich sogar seine Schleusen öffnete, noch verstärkt wurde.

Da wir Street Art und Kunst im öffentlichen Raum mögen, hätten wir den Besuch jedoch nicht missen wollen. Er stellte außerdem das perfekte Programm für diesen Schlechtwettertag dar. Am Weg nach Orgosolo machten wir in Oliena, der Hauptstadt des Cannonao, des sardischen Rotweins, halt. Wir besuchten die Cantina die Oliena und erstanden 2 Kartons Nepente di Oliena der Winzer Irilay und Corrasi. Der Wein ist auch für verwöhnte Gaumen ein wahrer Genuss und Weinliebhaber sollten diesen Stop unbedingt einplanen. Die Preise in der Cantina sind zudem deutlich günstiger als in Vinotheken.

Unser Ausflug in die Supramonte Berge führte uns über Hochebenen, die von Hirten mit gefährlich aussehenden Hunden bewirtschaftet wurden, die Schafe, aber auch freilaufende Hausschweine hüteten. Wir beschlossen, bei unserer nächsten Reise eine Etappe im Binnenland einzuplanen, das landschaftlich einen besonderen Reiz ausübt. Diesmal jedoch waren wir eher auf Strand gepolt.

Wir verließen daher das wolkenverhangene Supramonte Massiv in Sardiniens Osten wieder, erreichten am Abend die Costa Rei und setzten unsere Reise in Sardiniens Süden fort.  

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12 Antworten

  1. Torsten Hofmann sagt:

    Hallo Ihr beiden, vielen Dank für die tollen Beiträge. Wir fahren morgen mit unserem MAN Kastenwagen das erste mal auf die Insel. Über die Koordinaten vom freistehen würde ich mich freuen. Wir wollen in den 14 Tagen auch an verschiedenen Stellen die Gegend kennenlernen. Vielen Dank an Euch

    • Christine sagt:

      Hallo! Wow, ein MAN Kastenwagen – tolles Gefährt! Gute Reise und viel Spaß (die gewünschten Koordinaten haben wir dir eben per Mail durchgeschickt!) Lg!

  2. Kathrin sagt:

    Hey Sabine!
    Wir werden im Oktober auf Sardinien sein. Könntest du uns die Koordinaten der Bucct mitteilen? Das wäre traumhaft 🙃 wir wünschen noch viele schöne Reisen mit eurem VW-Bus!

    • Christine sagt:

      Hallo Kathrin! Ich hab dir die Koordinaten gerade eben gemailt. Hoffe noch rechtzeitig für eure Reise! Schönen Urlaub :-)!

  3. Heiko Steinberger sagt:

    Moin, schick mir doch bitte auch mal die Koordinaten
    Sardinien Tour noch nicht geplant kommt bestimmt noch dran. Danke, Gruß Heiko.

    • Christine sagt:

      Hallo Heiko!
      Wenn es so weit ist, dass du weißt, in welche Ecke es bei dir geht, dann schreib uns, zu welchen Stellplätzen du die Koordinaten brauchst. Die ganze Tour haben wir nicht mitaufgezeichnet bzw. mitgetrackt 😉
      Bis bald!

  4. Karsten G. sagt:

    Hallo Ihr 2, recht herzlichen Dank für eure tollen Beiträge in eurem Blog!🤩
    Super geschrieben, interessante Spots und alles Wichtige über die Region.
    Ich werde euch weiter begleiten!
    Wir sind Ü60 und reisen auch mit einem T6 durch Europa, da kommen eure Inspirationen gerade Recht!
    Vielen Dank, bleibt gesund und viele weitere schöne Erlebnisse!
    Karsten & Annett

    • Christine sagt:

      Hallo Karsten und Annett!
      Danke für euer Feedback, das freut uns! Auch wir lesen gerne und viel übers Reisen und holen uns Inspirationen :-). Da wächst die Vorfreude auf den nächsten Ausflug gleich umso mehr. Allzeit gute Reise!
      Christine und Günther

  5. Marion Koszescha sagt:

    Hallo liebe Zugvögel,
    wir planen mit unserem WoMo Mitte Mai für2 Wochen Sardinen zu bereisen und lesen gerade mit großen Interesse Euren tollen Blog. Vielen Dank dafür! Wirklich super! Könnten wir bitte die Koordinaten dieses wunderschönen Stellplatzes direkt am Meer im Osten von Sardinen. Dann versuchen wir da doch auch mal unser Glück.
    Vielen Dank und herzliche Grüße aus Köln

    • Christine sagt:

      Liebe Marion!
      Gerne senden wir dir die Koordinaten! Kommen gleich per Mail!
      Viel Spaß bei den Reisevorbereitungen!

  6. Sabine Weidle sagt:

    Wir möchten gerne die Stellplätze auf Sardinien. Haben allerdings ein großes WoMo.

    • Christine sagt:

      Liebe Sabine!
      Du bekommst gleich eine Mail mit den Koordinaten des Platzes aus diesem Bericht, wo man das Gefühl hat, am Strand zu stehen.
      An diesem Platz standen in erster Linie Kasten und Busse, ein größeres Womo war auch dabei. Wichtig – siehe auch Beitrag: Das Risiko, hier zu stehen, sollte man nur in der Nebensaison eingehen, das gilt einmal mehr für ein großes Womo, denn ein VW Bus geht eher noch als parkendes Auto durch. Falls du einen anderen Platz meintest, melde dich nochmal! Gute Reise!

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