Geheimtipp Dolomiti Bellunesi

Es war, wie so oft, der Zufall, der uns in die Dolomiti Bellunesi geführt hat. Ansonsten hätten wir diese Region – wie vermutlich die meisten Italienurlauber – wohl einfach links liegen lassen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn sie liegt ein gutes Stück abseits der großen Reiserouten: weder über den Brenner noch über Udine kommt man hier einfach so vorbei. Und vielleicht ist das auch ihr Glück – denn Massentourismus sucht man hier (noch) vergeblich. Dabei hat die Gegend so einiges zu bieten – vor allem für Naturfreunde, Aktivurlauber und Menschen mit einem Herz für das Unentdeckte.

Wer an die Dolomiten denkt, assoziiert damit in der Regel Südtirol. Doch das prächtige norditalienische Bergmassiv reicht viel weiter – von der Etsch bis an die Piave, ein wunderschönes Paddelrevier. Unser Plan, auf der Piave zu paddeln, war letztlich auch der Grund, warum wir in den Dolomiti Bellunesi landeten – und eine Region entdeckten, die mit vielen Vorzügen aufwartet und touristisch gerade erst zaghaft zu blühen beginnt.

Aktivitäten, Sehenswertes und Ausflüge in der Region

Langweilig wird einem hier definitiv nicht. Die Dolomiti Bellunesi bieten ein wahres Paradies für Wanderer, Mountainbiker und alle, die gerne draußen unterwegs sind. Im Nationalpark Dolomiti Bellunesi laden ein ausgeschildertes Wegenetz und kostenloses Kartenmaterial an den Infopoints dazu ein, auf Entdeckertour zu gehen und seltene Tier- und Pflanzenarten zu erkunden.

Wer gerne Höhenmeter sammelt, kommt hier genauso auf seine Kosten wie Familien, die einfach gemütlich durch die Natur spazieren möchten. Die interaktive Karte auf der Website des Parks zeigt Biwakplätze, Picknickspots, Wohnmobil-Stellplätze, Berghütten – und sogar Stellen zur Tierbeobachtung.

Wer hier unterwegs ist, wird vom Ausblick auf die imposanten Gipfel der Belluneser Dolomiten begleitet. Sie mögen vielleicht nicht so berühmt sein wie die Drei Zinnen, dafür muss man sie auch nur mit einer Handvoll Mitmenschen teilen.

Das Tor zum Naturparadies, Feltre, ist ein pittoreskes Städtchen auf einem Hügel, das sich gerade herausputzt, um dem drohenden Schicksal von Landflucht und Überalterung zu entgehen. Die historische Altstadt lädt zum Bummeln ein, der Festungsturm belohnt mit Ausblick in alle Richtungen, und Fotografen finden hier unzählige Fotomotive – ganz ohne Menschenmassen im Bild.

Wem das alles zu beschaulich wird, der kann einen Ausflug in die nahegelegene Strada del Prosecco unternehmen, die auch nicht gerade überlaufen ist. Da das Verkosten und Einkaufen direkt bei den Winzern aber doch etwas mehr Besucher anzieht, haben die Orte Valdobbiadene und Conegliano etwas mehr touristische Infrastruktur zu bieten. Wir haben zwei der Regentage dazu genutzt, um bei Nani Rizzi einzukaufen und Conegliano zu besichtigen. Die Abtei von Follina ist so romantisch, dass wir sie, obwohl wir sie bereits bei unserer Prosecco-Tour 2022 gesehen haben, erneut besucht haben.

Stellplätze für Vans und Camper

Wie eingangs bereits erwähnt, waren wir zum Paddelurlaub nach Italien gekommen, was auch die Wahl unserer Stellplätze bestimmte.

Stellplatz „Grave“ in Falzè di Piave

Unsere erste und letzte Nacht in der Region verbrachten wir auf dem Stellplatz „Grave“ in Falzè di Piave – einer großen, eingezäunten Wiese nahe, aber nicht direkt am Fluss. Es gibt Strom und eine sehr einfache Dusche, aber kein WC. Draußen am Parkplatz steht eine öffentliche Münz-Toilette, die wir niemandem guten Gewissens empfehlen können. Wer ein Camper-WC an Bord hat, ist hier also klar im Vorteil.

Wir nutzen das Porta Potti 335*, das passgenau in den Unterschrank des VW-California passt und mit dem Flexaport-Einsatz* für das „Big-Business“ temporär zur Trenntoilette umgebaut werden kann – sehr empfehlenswert!

Der Platz ist durch einen Schranken gesichert, bei der freundlichen Besitzerin Paola gibt’s den Schlüssel. Restaurants sind fußläufig keine erreichbar, aber: Eine Pizzeria liefert direkt an den Platz – in top Qualität. Pro-Tipp von Paola!

Direkt gegenüber am Fluss startet übrigens der Naturlehrpfad „Le Volpere“. Während Günther und ich am Regentag Prosecco verkostet haben, haben Axel und HWS dort einen kurzen Spaziergang unternommen und uns danach von einer Wolfssichtung berichtet.  

Frei stehen am Fluss

Vier Nächte verbrachten wir direkt an der Piave beim Wehr von Busche unweit eines Kiosk – ein Platz aus der App Park4Night, geeignet nur für PKWs und Vans. Tagsüber wird er von Hundebesitzern und Spaziergängern genutzt, abends… sagen wir mal: von Herren mit anderen Interessen. Anfangs waren wir etwas irritiert, doch man begegnete uns freundlich und mit echtem Interesse am Paddelsport. Und wir waren ja immerhin zu viert.

Wenn wir zu unseren Touren aufbrachen, stellten wir die Busse auf dem Parkplatz des nahen Kiosks ab – mit freundlicher Erlaubnis des Besitzers. Sicher ist sicher. Auch wenn unser VW-Bus dank Bearlock recht gut geschützt ist – abgelegene Orte bieten ungebetenen Gästen viel Zeit, um sich Zutritt zu verschaffen.

Wer die Koordinaten des Platzes möchte: einfach einen Kommentar dalassen – wir teilen sie gerne. Paddler werden ihn lieben, für Wanderer oder Radfahrer bietet sich eher ein Platz im Nationalpark, ein Agriturismo oder der oben beschriebene Stellplatz Grave an.

Campingplatz nahe der Proseccostraße

Für den Besuch der Proseccostraße übernachteten wir am Campingplatz Lago di Lago – ein alter Bekannter aus unserem Aufenthalt vor zwei Jahren. Wir bestanden auf einen Platz direkt am Wasser, der uns wegen drohenden Starkregens erst verweigert wurde. Nach Hinweis auf unsere Allradfahrzeuge bekamen wir ihn dann doch.
Im Nachhinein war’s das Argumentieren kaum wert: Wir hatten exakt eine Stunde Sonne am See, dann kamen die dicken Wolken. Und blieben. Drei Tage lang.

Unsere Unternehmungen in den Dolomiti Bellunesi

Von unseren „Basecamps“ aus starteten wir zu folgenden Aktivitäten, auf die wir in unseren nächsten Blogartikeln näher eingehen werden. Freut euch darauf! ☺

Radtouren:

  • Mountainbiketour im Val di Canzoi
  • Mountainbiketour ins Val di Lamen und zum Passo Croce d’Auna
  • (abgebrochene) Tour zum Monte Cesen / Malga Mariech bei Valdobbiadene – das Wetter war einfach zu garstig

Axel war ebenfalls begeistert von den sportlichen Möglichkeiten in der Region: Er „sammelte“ auf seinen Rennradtouren gleich mehrere Pässe und brachte uns ein schmackhaftes Souvenir mit: Ziegenkäse-Spezialitäten vom Bergbauern.

Wer es ihm gleichtun möchte und ebenfalls mit dem Rennrad unterwegs ist, hier ein paar Tipps von Axel. Die Pässe sind auch auf der Website „QuälDich“ beschrieben.

  • Passo San Boldo 706 m (von Norden auffahren und die Tunnelkette abwärts wegen der Ampelschaltungen)
  • Passo Praderadego 910 m (mit San Boldo perfekte Rundtour)
  • Forcella Aurine 1299 m
  • Passo di Cereda 1369 m
  • Passo di Gobbera 988 m
  • Passo Brocon 1615 m

Paddeltouren an der Piave:

  • Etappe Busche – Fener (ca. 20 km, Pegelstand 180 cm, Hochwasser)
  • Etappe Belluno – Busche (ca. 25 km, Pegelstand 149)
  • Etappe Fener – Stellplatz Grave in Falzè di Piave

Auf dem Rückweg Richtung Tagliamento legten wir außerdem noch einen Paddeltag an der Livenza ein – eine gemütliche Tour durch dschungelartige Bambuswälder von Sacile nach San Cassiano (ca. 17 km).

Fazit: Vielseitige Urlaubsdestination abseits des Trubels

Die Dolomiti Bellunesi sind eine überraschend vielseitige, ursprüngliche Urlaubsdestination, die gleich „hinter der Haustür“ liegt – direkt nach der österreichischen Grenze. Besonders charmant: Man braucht nicht mal die Brennerautobahn, um hinzukommen – ein echtes Plus, wenn man bedenkt, dass diese bis mindestens 2030 eine Dauerbaustelle bleibt.

Wer Ruhe, Natur und ein wenig Abenteuer sucht, ist in den Dolomiti Bellunesi goldrichtig. Und wer weiß – vielleicht erzählen auch wir in ein paar Jahren stolz, dass wir schon dort waren, als die Region noch ein echter Geheimtipp war…

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