Korsikas Westen mit dem Wohnmobil – Balagne & Calanche entdecken

Zwischen der sanft hügeligen Balagne im Norden und den spektakulären Calanche-Klippen im Süden zeigt Korsikas Westen, warum die Insel ein Traumziel für Reisen mit dem Wohnmobil ist: kurze Distanzen, aber große landschaftliche Kontraste, aussichtsreiche Küstenstraßen, charmante Bergdörfer und traumhafte Buchten. Hier reiht sich ein Fotomotiv ans nächste und die eindrucksvolle Landschaft brennt sich unweigerlich ins Gedächtnis ein – oder vielmehr: ins Herz.

Wie bereits im vorigen Blogartikel erwähnt, mussten wir unsere Abreise aufgrund eines familiären Notfalls um drei Tage verschieben. Daher haben wir den ersten Abschnitt der geplanten Tour, Cap Corse, verpasst und eilten unseren Freunden nach Ankunft in Bastia über kurvige Straßen spätabends Richtung Calvi nach.

Stürmischer Empfang

Da es zu spät für uns gewesen wäre, auf einem Campingplatz einzuchecken, warteten uns Reini und Sigi auf einem Wanderparkplatz mitten in der Macchia, oberhalb der Bucht von Calvi. Bei unserer Ankunft empfing uns ein heftiger Sturm, außerdem waren wir von der kurvigen, anstrengenden Fahrt durch die Finsternis ziemlich müde. Von unserer Umgebung nahmen wir also nicht mehr viel wahr. Wir setzten uns in Reini und Sigis Wohnmobil noch kurz zusammen, um Neuigkeiten auszutauschen und einen Schlummertrunk zu uns zu nehmen. Als wir schlafen gehen wollten, rüttelte der Wind derart an unserem VW-Bus, dass an ein Aufklappen des Hochdachs nicht zu denken war. So schliefen wir in dieser ersten Nacht etwas beengt im Untergeschoss.

Als wir am nächsten Morgen aufwachten und vor die Türe traten, sahen wir endlich, in welcher Umgebung wir uns befanden! Rund um uns tauchten Granitfelsen aus der Macchia auf wie Walbuckel aus den Wellen. Und etwas weiter entfernt sah man – das Meer! Ein schöner Anblick! Allerdings wurden wir in unserem Staunen und Betrachten je gestört: Ein Geländewagen näherte sich, der nach offiziellem Fahrzeug aussah. Das fing ja schon gut an! Wir hatten ja schon die wildesten Geschichten gehört, was Strafen für Freistehen auf Korsika betrifft.

Tatsächlich gab sich die Fahrerin des Wagens – zuerst auf Französisch, dann gezwungenermaßen auf Englisch – als Rangerin zu erkennen, die anscheinend für dieses Wandergebiet zuständig war. Sie wollte wissen, warum wir hier parkten. Da kein Indiz darauf hindeutete, dass wir bereits über Nacht hier gestanden hatten (glücklicherweise war unser Dach ja zugeklappt), wies ich auf unsere Spiegelreflexkamera und erklärte, dass wir zum Fotografieren des Sonnenaufganges hier wären. Was ja auch stimmte, denn ich hatte tatsächlich gerade eben einige Bilder gemacht.

Die Rangerin blieb – vielleicht aus Mangel an Beweisen – freundlich und erklärte uns, dass man hier nicht übernachten dürfe. Danach stieg sie nicht wieder in ihr Auto, sondern verschwand zu Fuß Richtung Wanderweg. Offensichtlich hatte sie hier Tätigkeiten zu verrichten und war nicht extra gekommen, um „sündige Wohnmobilisten“ zu vertreiben.  

Charmante Bergdörfer

Wir frühstückten noch schnell in unseren Wohnmobilen und traten danach den Weg Richtung Pigna an. Im charmanten Bergdorf angekommen, luden wir unsere E-MTBs aus und starteten zu einer Mountainbike-Tour durch die hügelige Balagne – ein sportlicher Urlaubsstart!

Nach der Tour ließen wir die schmalen Gassen des reizenden Dorfes auf uns wirken und besuchten einige der kleinen Läden, in denen Kunsthandwerk, in erster Linie Keramikarbeiten, angeboten wurden.

Reini und Sigi kannten Pigna bereits und hatten einen Einkehrtipp, dem wir gerne folgten. Wir nahmen auf der Terrasse des kleinen Lokals A Casarella Platz und gönnten uns zu viert eine Tapasplatte.

Lebendiges Calvi

Die nächste Station unserer Reise war Calvi. Wir steuerten den Campingplatz La Paduella an. Der Platz liegt direkt an der Hauptstraße, von der man jedoch nichts hört, da der Platz sehr weitläufig in einem Pinienwald liegt. Leider trennt ihn ein Fußmarsch von rund 20-30 Minuten von Zentrum von Calvi, den wir nach einer ausgiebigen Dusche auch antraten.

Calvi ist tatsächlich sehenswert! Wir bummelten durch die vielen schmalen Gassen und Läden der Unterstadt und stiegen auch zur Oberstadt auf, von der aus man einen schönen Rundumblick hat, die aber ansonsten fast wie ausgestorben wirkt.

In einem der Restaurants, das zwischen den Gassen versteckt lag, dem U Fornu, genossen wir ein ausgezeichnetes korsisches Drei-Gänge-Menü. Dazu ließen wir uns einen Weißwein von der umfangreichen Weinkarte empfehlen, der – auch für uns verwöhnte Österreicher – wirklich gut war.

Nach dem durchwachsenen Start hatte der Urlaub für uns nun endlich begonnen: wir waren auf Korsika und im Urlaubsmodus „angekommen“.

Sigi hatte noch Lust auf einen Cocktail, daher hielten wir im Hafen Ausschau nach einer Cocktailbar. Wir fanden ein Lokal mit Terrasse und gemütlichem Loungebereich im ersten Stock, das einen schönen Ausblick auf den Hafen bot und – hinter einer Glaswand – etwas Schutz vor dem kühlen Lüftchen bot.

Die Cocktails waren liebevoll zubereitet, wenngleich nicht ganz billig. Nach diesen Genüssen und dem ereignisreichen, aktiven Tag überfiel uns eine gewisse Bettschwere. Wir widerstanden jedoch der Versuchung, ein Taxi zu rufen und marschierten zu Fuß zum Camping La Paduella zurück.

Fotostopps am Fango

Der nächste markierte Ort auf unseren Google-Maps-Listen war das Fango-Delta. Unser Verdacht, dass man in diesem Naturschutzgebiet nur mit gemieteten Kajaks eine Runde drehen würde können, bewahrheitete sich. Wir fragten zwar nicht extra nach, aber da man nur über die offizielle Kajakstation zum Delta kam, gingen wir davon aus.

Außerdem war der zu befahrende Teil des Fango eher kurz und für rund eine Stunde Kajaken war es uns den Aufwand nicht wert, unsere Luftkajaks extra aufzublasen. Wir überlegten kurz, für  eine Stunde Kajaks zu leihen, entschieden uns jedoch dagegen, da wir an diesem Tag noch viel vorhatten.

Unweit des Fango Delta befindet sich ein weiteres Highlight und Fotomotiv: die Ponte Vecchiu. Wir stiegen kurz aus, kletterten ein wenig am Flussufer herum und machten ein paar schöne Fotos.

Beeindruckende Felslandschaft

Auf der Weiterfahrt änderte die Landschaft ihr Antlitz. Die Berge wurden zerklüfteter – wir hatten die Calanche erreicht. Die Landschaft entlang der D81 bis Porto war bereits sehenswert, der Abschnitt von Porto bis Piana kann als absolutes Naturwunder bezeichnet werden. Unser Reiseführer „Korsika mit dem Wohnmobil“* hatte nicht zuviel versprochen. Nicht umsonst gehört sie zum Unesco Weltnaturerbe!

Natürlich hielten auch wir Ausschau nach dem berühmten Herzfelsen, um diesen zu fotografieren – allerdings vom Auto aus. Die D81 ist an einigen Stellen sehr schmal und für breite Fahrzeuge nur schwer passierbar. Gegenüber dem Herzfelsen hätte es zwar ein paar Parkmöglichkeiten entlang der Straße gegeben, aber wir hätten kaum bessere Fotos gemacht als vom Auto aus.

Die meisten Autos fuhren von Nord nach Süd, wir hatten kaum Gegenverkehr. Die Strecke umgekehrt zu fahren, ist sicher mühsamer, außerdem ist man dann nicht auf der „richtigen“ Seite, also auf der Seite der Küste, um Fotos zu machen.

Nach Piana bogen wir ab Richtung Meer. Die Straße hinunter zur Plage d’Arone führte ebenfalls durch eine reizvolle Landschaft und Hochebene. Bei einem Aussichtslokal in der Nähe des Capu Rossu hielten wir nicht an: wir wollten ans Meer und endlich an einen Strand!

Endlich am Meer – am Plage d‘Arone

Wir hatten gelesen, dass man am Plage D’Arone freistehen kann. Der Parkplatz dort sah allerdings so gar nicht danach aus! Also stellten wir unsere Autos vorerst mal ab und schnappten unser „Schildkröten-Tuch*“ (platzsparendes, schnelltrocknendes Microfaser-Liegetuch für 2). Nach einem erfrischenden Bad, das Wasser hatte angenehme 23 bis 24 Grad, entdeckten Sigi und ich auf einem Erkundungsgang, dass es oberhalb des Strandparkplatzes noch eine weitere Einfahrt gab, die auf ein unwegsames, ungenutztes Grundstück führte, auf dem bereits ein paar Camper parkten. Es kam noch besser: der attraktivste Platz, eine „Aussichtsterrasse mit Meerblick“ war noch frei! Wir eilten zurück zu unseren Männern und berichteten von unserer Entdeckung.

Traumplatz verpasst

Leider überlegten wir zu lange hin und her, wie Reini die Zufahrt mit seinem Kastenwagen am besten meistern kann. Beziehungsweise hätte eine von uns den Platz besetzen müssen. Wie auch immer: als wir zurückkehrten, hatte sich bereits ein anderer VW-Bus auf der schönen Terrasse breit gemacht. Wir hätten uns schon so auf diesen Traumplatz gefreut! Wir schluckten unsere Enttäuschung hinunter und stellten uns etwas weiter unten hin, wo wir leider natürlich keinen Meerblick hatten. Da der Insasse des VW-Busses nicht zugegen war, kaperten wir nichtsdestotrotz die Terrasse, indem wir dort kurzerhand unsere Stühle aufstellten, um den Sonnenuntergang zu beobachten.

Aussichtspunkt Capu Rossu

Die Nacht auf diesem Wiesengelände war völlig unproblematisch und fühlte sich fast wie auf einem Campingplatz an. Trotzdem räumten wir die Sessel am Abend weg. Am nächsten Tag legten wir kurz nach dem Aufbruch eine Pause ein – beim Aussichtsrestaurant am Capu Rossu. Nicht nur der Kaffee und die sanitäre Einrichtung, sondern auch der Ausblick waren diesen Stopp wert! Wir beobachteten, dass auch viele Wanderer an diesem Parkplatz ausstiegen. Google verriet uns, dass die Wanderung zum Capu Rossu zu einer der schönsten auf Korsika zählt.

Wir wollten jedoch unseren Weg Richtung Süden fortsetzen und nahmen uns vor, diese Option für den nächsten Korsika-Besuch vorzumerken.

Wanderbares Capu Rossu mit Genueserturm

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