Unsere Paddeltouren am Tagliamento

Der Tagliamento, der zurecht auch „König der Alpenflüsse“ genannt wird, stellt mit seinen zahlreichen, sich laufend ändernden Armen und seinem türkisfarbenen Wasser ein Wunschziel für Paddler dar. Ihm ist allerdings mit Respekt zu begegnen: die Strömung ist kräftig, das Wetter kann sich ohne Vorankündigung sehr plötzlich ändern und darüber hinaus können Schotterabbauarbeiten im Flussbett für gefährliche, schwer vorhersehbare Hindernisse sorgen. Wer sich gut vorbereitet auf Paddeltouren am Tagliamento begibt, wird jedoch mit Eindrücken belohnt, die ihresgleichen suchen.

Als Basislager für unsere beiden Paddeltouren am Tagliamento diente uns eine Stelle am Fluss unterhalb von Ospedaletto, die von Einheimischen als Badestrand genutzt wird (zur Beschreibung). Dort parkten wir unsere VW-Busse und brachen zu folgenden Tagesetappen auf:

  • 27. Mai: Ospedaletto-Villanova | 26 km | 2:43 Fahrtzeit | Pegel 0,16 m
  • 29. Mai: Moggio Udinese-Fellamündung-Ospedaletto | 17,3 km | 2:08 Fahrtzeit | Pegel 0,00 m
Etappenplanung und Logistik

Logistisch gehen wir bei unseren Touren so vor, dass wir einen unserer Busse an der Ausstiegsstelle parken und danach mit dem anderen Fahrzeug zur Einstiegstelle fahren. Nach der Bootstour gilt es dann, das zurückgelassene Fahrzeug nachzuziehen. Dies erfordert zusätzlich zum Auf-und Abbau der Boote Zeit. Daher haben wir uns für den Tagliamento bewusst kürzere Etappen vorgenommen als letztes Jahr an der Ardéche. Schließlich wollten wir nach der Tour noch genug Tageslicht haben, um unseren traumhaften Stellplatz am Fluss zu genießen und uns etwas Leckeres am Skotti Grill* zuzubereiten.

Gut informiert – sicher unterwegs

Um uns über die Beschaffenheit des Tagliamento zu informieren, haben wir uns vor dem Urlaub das Youtube-Video von Flusswanderer Steve angesehen, seine Flussbeschreibung ausgedruckt und laminiert. Dazu haben wir ein günstiges Laminiergerät* angeschafft. So hat man die Flussbeschreibung bei der Bootsfahrt dabei und kann jederzeit nachlesen.

Eine weitere Informationsquelle war das erst kürzlich erschienene Buch „Die schönsten Kanutouren in Norditalien“ von Alfons Zaunhuber*. Und natürlich haben wir bereits vor der Abreise die Pegelstände (RiverApp) laufend beobachtet, wie sich diese entwickeln und ob diese sich im empfohlenen Bereich befinden.

Unsere Ausrüstung für die Paddeltouren am Tagliamento

Wir waren also gut vorbereitet und unsere Ausrüstung sollte ebenfalls den Anforderungen einer Tagliamento-Befahrung genügen: unser Kajak, ein Gumotex Seawave*, mit Spritzdecke und Steueranlage, Neoprenanzug*, WetShirt, Neoprenjacke* bzw. Neoprenmantel* zum Drüberziehen,  Wasserschuhe mit guter Sohle*, kajaktaugliche Schwimmwesten*,  Wassersporthelme*, wasserdichter Seesack* für Handtücher, Autoschlüssel & Co. , wasserdichter Fotoapparat*, Sonnencreme, Sonnenbrillen, Proviant und Getränke, …

Man steigt nie zweimal in den gleichen Fluss

Dies gilt für den Tagliamento, der sich seinen Weg immer wieder aufs Neue durch das breite Schotterbett sucht, ganz besonders. Darum waren wir doch etwas aufgeregt, als wir unser Boot in die türkisenen Wellen des Tagliamento unterhalb des Halbwehrs von Ospedaletto einsetzten. Würde alles gut gehen?

Doch nach den ersten paar hundert Metern stellten wir uns auf den Rhythmus des Flusses ein, unsere Paddel schaufelten synchron im Takt und wir konzentrierten uns auf das Lesen der Wasseroberfläche und – in ruhigeren Abschnitten – darauf, die wunderbare Flusslandschaft mit unseren Sinnen aufzusaugen: das extrem breite Schotterbett, in dem der Tagliamento in zahlreichen Verästelungen mäandert – immer begleitet von den bewaldeten Ausläufern der Dolomiten, von denen wir einen tags darauf mit dem MTB befahren würden.

Das Farbenspiel ist ein Augenschmaus für sich: fast weiß das Flussbett, das Wasser wie in der Karibik, die Berge im satten Grün des Frühsommers, dazu der blaue Himmel mit federleichten Wolkentupfen darauf.

Kletterpartie über Fels und Beton

Nach ein paar Kilometern erreichten wir die Brücke von Braulins und landeten rechtsufrig an. Axel und sein Freund HWS besichtigten die nach der Brücke folgende Sohlschwelle von oben und befanden diese für passierbar. Bereits wenige Kilometer danach folgte die Autobahnbrücke. Hier hieß es für uns alle aussteigen: die unter der Brücke befindlichen Betonbrocken lagen komplett trocken und stellen bei jedem Wasserstand lt. Flussbeschreibung ein unfahrbares Hindernis dar. Die Männer übernahmen es, alle 3 Boote über die unwegsame Strecke hinweg und wieder zu Wasser zu bringen.

Pause und Ausklang – die Würze jeder Bootstour

Nach einigen weiteren Kilometern legten wir eine gemütliche Pause auf einer Schotterbank ein. Die nachfolgende Fahrt führte an einer spekatulären Abbruchwand vorbei ohne nennenswerte Hindernisse bis zum Halbwehr von Villanova, bei dem wir ausbooteten.

Unsere erste gemeinsame Paddeltour am Tagliamento feierten wir abends bei einer Flasche Wein. HWS fungierte als Grillmeister auf zwei Skottis*, die er mittels Verteiler direkt an seine große Gasflasche anhängen konnte. Auch am zweiten Abend verlor unser Übernachtungsplatz nichts von seinem Zauber und wir konnten nicht umhin, uns immer wieder und erneut zu dieser Entdeckung zu beglückwünschen und darüber zu freuen.

Der nächste Tag begrüßte uns mit wolkenverhangenem Himmel, der nach Regen aussah. Daher entschieden wir uns zu einer MTB-Tour auf den Monte Festa, der sich schräg gegenüber unserem Übernachtungsplatz auftürmte.

Tour 2: Fella & Tagliamento

Nach diesem wassersportlich gesehen „freien“ Tag lachte die Sonne wieder und wir brachen zu Nummer 2 unserer Paddeltouren am Tagliamento auf:

Wir wollten bei Muggio Udinese in die Fella einsetzen, die circa bei der Hälfte dieser Etappe in den Tagliamento mündet, und dann am Tagliamento bis zu unserer Einsetzstelle vom Vortag, dem Halbwehr von Ospedaletto, fahren.

Die Fella erwies sich nicht nur farblich als kräftiger, sondern auch als lebhafter als der Tagliamento: unregelmäßige Wellen ließen das Boot hin- und herschaukeln. Das aufspritzende Wasser sorgte dabei laufend für nasse Abkühlung für den Vordermann, in unserem Fall eine Vorderfrau, die sehr froh über Spritzdecke und Spritzschürze war.

Die Autobahnbrücke konnten wir problemlos passieren. Etwas später bei einer weiteren Straßenbrücke mussten wir die Boote über eine Solschwelle entlang des unzugänglichen rechten Randes des Flussbetts hinunterheben. Wir selbst balancierten auf einem umgekippten Baumstamm wie auf einem Schwebebalken hinunter und treidelten danach die Boote wieder zurück in den Hauptstrom.

Ein Stück nach dieser Brücke vereinigt sich die Fella mit dem von rechts, das heißt von Westen zufließenden Tagliamento und der Farbunterschied, der anfänglich noch erkennbar war, verliert sich in dem Maße, indem sich die beiden Gewässer vernengen.   

Karawane durch die Schotterwüste

Kurz vor Erreichen des Halbwehrs von Ospedaletto landeten wir in einem der zahlreichen Seitenarme des Tagliamento und konnten den Hauptstrom vor der Ausstiegstelle, an der unser Auto parkte, nicht mehr erreichen. Daher landeten wir an der breiten Schotterbank an, die uns vom Hauptstrom trennte, bildeten eine Menschenkette und trugen unsere Boote einen gefühlten haben Kilometer (wahrscheinlich waren es eher 200 Meter) weit, um diese wieder in den Hauptstrom einsetzen zu können.  

Dann galt es, mit möglichst kräftigen Schlägen schnell ans andere Ufer überzusetzen und ins Kehrwasser des Halbwehrs einzubiegen, um nicht von der Strömung an der Ausstiegsstelle vorbeigetragen zu werden. Aber wir schafften es alle und konnten uns zur gelungenen zweiten Paddeltour am Tagliamento und der Fella beglückwünschen.

Wagenburg am Tagliamento
Weitere Infos zu den Paddeltouren

Da es nicht immer ganz einfach ist, die Autos sicher und erlaubt zu parken, senden wir gerne auf Wunsch die Koordinaten unserer Ein- und Aussetzstellen und dazugehörigen Parkplätzen zu. Ebenso, wenn gewünscht die GPX-Tracks unserer Paddeltouren am Tagliamento, die wir mit unserer Suunto-GPS-Smartwatch* aufgezeichnet haben. Dazu einfach Kommentar unten dalassen.

Ach ja, noch was: Wir haben mit der wasserdichten Kamera teilweise auch mitgefilmt. Die Videoqualität wäre nicht schlecht, aber es ermangelte uns an einer ordentlichen Halterung. Daher ist das Video sehr unruhig und höchst unprofessionell geworden. Wer dennoch einen Blick darauf werfen möchte, findet es auf Youtube.

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